29. Dezember 2021 — Medienmitteilung

Bartgeier im Höhenflug, Haie im Abwärtstrend: Die Gewinner und Verlierer im 2021

Für Haie und Rochen war 2021 kein gutes Jahr. Der Bartgeier und der Iberische Luchs gehören zu den Gewinnern im Tierreich, wie die Jahresbilanz 2021 des WWF zeigt.

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Bartgeier vor blauem Himmel

Laut aktueller Internationaler Roter Liste sind von den 142‘500 erfassten Arten nun über 40‘000 in Bedrohungskategorien eingestuft - mehr als jemals zuvor. Der WWF warnt angesichts der neuen Zahlen vor einer katastrophalen Zuspitzung des weltweiten Artensterbens. Rund eine Million Arten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte aussterben. Doch auch 2021 gab es Gewinner im Tierreich, wie die WWF-Jahresbilanz zeigt. Dort, wo Menschen intensiv am Natur- und Artenschutz arbeiten, zeigen sich positive Beispiele.

Verlierer 2021

Tiere der Mittelmeerwälder: In Zeiten der Klimakrise erreichten im Sommer 2021 die Waldbrände im Mittelmeerraum eine neue Dimension. In Griechenland, der Türkei und in Italien loderten gewaltige Brände – die meisten davon auf Brandstiftung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. Diese wahren Feuerstürme zerstören in immer kürzerer Zeit wichtige Lebensräume von Wildkatzen und Braunbären, im trockenen Süden aber auch von Schakalen, Wildziegen und Schlangenarten (z.B. Schlingnattern, Äskulapnattern, Ringelnattern und Würfelnattern).

Haie und Rochen: Laut der Weltnaturschutzunion IUCN ist ein Drittel aller Haie und Rochen vom Aussterben bedroht. Das ist alarmierend. Die Überfischung ist der Hauptgrund für den Rückgang der Bestände, aber auch Lebensraumverlust und die Klimakrise sind für die prekäre Situation verantwortlich. Haie und Rochen spielen elementare Rollen im Ökosystem der Meere. Die Gesundheit wichtiger Lebensräume ist direkt von ihnen abhängig. Haie beispielsweise fressen kranke und schwache Fische und regulieren die Zahl anderer Fleischfresser, so dass Algenfresser überleben können.

Afrikanischer Graupapagei: Eine Analyse von Online-Anzeigen ergab, dass in mehreren afrikanischen Ländern ein besorgniserregender Markt für afrikanische Graupapageie wächst. Der von der IUCN bereits als „gefährdet“ eingestufte Vogel ist aufgrund seiner Intelligenz und Sprachbegabung ein beliebtes Haustier. Über Onlineportale werden die Vögel auch ausserhalb des afrikanischen Kontinents angeboten – oft illegal. Hände weg: Mit einem solchen Kauf erhöhen Konsumenten und Konsumentinnen die Nachfrage und unterstützen den illegalen Handel.

Atlantischer Nordkaper: Man könnte meinen, dass einem Tier mit einer Grösse von bis zu 18 Metern und einem Gewicht von 100 Tonnen nichts etwas anhaben kann. Doch dem ist nicht so: Mit 366 Exemplaren und einem Rückgang von 8 Prozent innerhalb eines Jahres hat der zu den Glattwalen gehörende Atlantische Nordkaper den niedrigsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Nur noch etwa ein Viertel davon sind Weibchen, die Nachwuchs bekommen könnten. Die grössten Bedrohungen für diese Walart sind Kollisionen mit Schiffen und das Verfangen in Fischereileinen oder anderem Fischereiequipment. Wenn wir es nicht schaffen, diese beiden Gefahren zu beseitigen, wird der Atlantischen Nordkaper aussterben.

Tiger inSüdostasien: Während in Indien, Nepal und Russland die Bestände von wildlebenden Tigern wachsen, sinken sie in Vietnam, Laos und Kambodscha. Die illegale Fallenjagd, befeuert durch den kriminellen und hochlukrativen Handel mit Wildtieren, fegt die Wälder förmlich leer. Geschätzte 12 Millionen heimtückische Drahtfallen in diesen Ländern sind massgeblich dafür verantwortlich, dass Tiger heute dort als ausgerottet gelten.

Gewinner 2021

Iberischer Luchs: Der Bestand des in Spanien und Portugal beheimateten Iberischen Luchses hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verzehnfacht – und zwar von 94 Luchsen im Jahr 2002 auf 1111 im Jahr 2020. Insgesamt gibt es 239 fortpflanzungsfähige Weibchen (im Vergleich zu 27 im Jahr 2002), was die Chancen für das Überleben der bedrohten Grosskatze bedeutend erhöht. Trotzdem ist der Iberische Luchs noch nicht gerettet. Für sein langfristiges Überleben muss die Population rund 3000 bis 3500 Tiere mit etwa 750 fortpflanzungsfähigen Weibchen umfassen.

Panzernashorn in Nepal: Seit vielen Jahren arbeitet der WWF in Nepal daran, Panzernashörner und ihren Lebensraum zu schützen. Die Schutzbemühungen zahlen sich aus. Der Nashorn-Bestand ist im Vergleich zur letzten Schätzung 2015 um 16 Prozent gewachsen, von 645 auf 752 Tiere und hat sich seit der ersten Zählung 2005 fast verdoppelt. Die Bestände der gehörnten Schwergewichte litten in der Vergangenheit vor allem unter dem Verlust ihres Lebensraums und der Wilderei für ihr Horn.

Bartgeier: 2021 war für die Bartgeier ein absolutes Erfolgsjahr. Im gesamten Alpenraum gab es ein Zuwachs von 50 Junggeiern – 44 Junggeier schlüpften wild, sechs Jungvögel wurden ausgewildert. In den Alpen fliegen damit wieder über 300 Bartgeier. Das internationale Wiederansiedlungsprogramm, das vor über dreissig Jahren startete, ist also auf guten Wegen. Die Auswilderungen der eindrücklichen Vögel werden fortgesetzt, um den noch sehr kleinen Genpool der Alpenpopulation zu vergrössern.

Flussdelfine: Ein Pilot-Projekt in Indonesien hat bewiesen, dass an Fischernetzen befestigte Pinger zur Rettung der Flussdelfine beitragen können. Pinger sind akustische Geräte, welche Töne aussenden, um Flussdelfine zu warnen. Die Resultate mit 40 Fischern nach sechs Monaten zeigten, dass die Delfine diese Kiemennetze meiden. Ein später Erfolg für die Flussdelfine: Weltweit gibt es nur noch sechs Flussdelfin-Arten – alle sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Siam-Krokodil: Anfang September 2021 gelang einem Forscher-Team des WWF und des kambodschanischen Umweltministeriums ein sensationeller Fund: Auf einer nächtlichen Feldmission entdeckte das Team acht Jungtiere des vom Aussterben bedrohten Siam-Krokodils im Srepok Wildlife Sanctuary im Osten Kambodschas. Das Besondere: Es ist die erste, nachgewiesene Fortpflanzung in der Natur dieser vom Aussterben bedrohten Süsswasserkrokodile in Kambodscha seit über zehn Jahren.

Kontakt:

Marie Seidel, Kommunikationsberaterin WWF Schweiz, marie.seidel@wwf.ch, 044 297 22 29