15. November 2017 — Medienmitteilung

Klima-Länderrating: Schweiz chancenlos gegen Litauen und Marokko

Die Schweiz landet im heute veröffentlichten neusten Klima-Ländervergleich dank schwacher Konkurrenz auf Platz 12 und damit im vorderen Drittel. Mit halbwegs ambitionierten Ländern kann sie weiterhin nicht mithalten. Besonders schlecht schneidet die Schweiz bei den Klimazielen für 2030 ab, die aus Sicht des Pariser Klimaabkommens völlig ungenügend sind.

Das jährliche Klima-Länderrating «Climate Change Performance Index (CCPI)» vergleicht CO2-Ausstoss, Energieproduktion, Energieeffizienz sowie die Klimapolitik der Staaten. An der UNO-Klimakonferenz in Bonn wird heute Mittwoch die neuste Ausgabe vorgestellt, die die Schweiz auf Rang 12 zeigt. Eine bessere Platzierung haben insbesondere die fehlenden Ziele für erneuerbare Energien und deren schleppender Ausbau verhindert. Auch bei den Klimazielen für das Jahr 2030 ist die Schweiz klar ungenügend – die meisten der 57 bewerteten Länder schneiden da besser ab. Der WWF hat mit einer kürzlich veröffentlichten Studie aufgezeigt, dass die Schweiz nach dem Pariser Klimaabkommen ihre CO2-Emissionen im Inland bis 2030 gegenüber 1990 um zwei Drittel senken müsste. Der Bundesrat plant eine Senkung von bloss 30%.

«Insgesamt muss die Schweiz ihre Ambitionen mindestens verdoppeln, wenn sie eine Klimapolitik im Sinne des Pariser Abkommens vorlegen will», sagt Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz. Der 12. Rang der Schweiz ist für ihn eher Grund zur Sorge als zur Freude: «Die Schweizer Klimapolitik ist nicht gut, die meisten anderen Länder sind so schwach.»

Ein relativ gutes Resultat erreicht die Schweiz beim aktuellen Anteil erneuerbarer Energien – sie profitiert von den in den letzten 100 Jahren gebauten Wasserkraftwerken und damit auch von der Topografie. Trotzdem beruht die Schweizer Energieversorgung immer noch zu vier Fünfteln auf importiertem Erdöl, Erdgas und Uran. Bei der Energieeffizienz schneidet die Schweiz im Rating ebenfalls gut ab, wobei auch hier der eigene Verdienst auf den zweiten Blick nicht mehr so gross ist: Energieintensive Produkte werden meist importiert, der Energieverbrauch für unseren Konsum fällt in anderen Ländern an.

Das Klima-Länderrating wird jeweils vom Climate Action Network (CAN) Europe, The New Climate Institute und Germanwatch zusammengestellt. Es basiert dieses Jahr auf einer neuen Methodik, die die Leistungen der Länder stärker an den Zielen des Pariser Klimaabkommens misst. Deshalb ist der 12. Rang der Schweiz nicht direkt vergleichbar mit dem Vorjahresresultat (Rang 14). Wie in den Vorjahren wurden die Ränge 1 – 3 nicht vergeben, weil kein Land genug tut, um die Pariser Ziele zu erreichen.

Das klar beste Rating erreicht Schweden. Klimaschädliche Öl- und Gasheizungen sind in Schweden bereits praktisch ganz verschwunden und bis 2030 sollen die Emissionen in Schweden fast doppelt so stark sinken wie in der Schweiz. Hinter Schweden sind neu Litauen und Marokko platziert, die bei den Emissionen, bei der Energieeffizienz und teils auch in den anderen Kategorien besser abschneiden als die Schweiz. China liegt im hinteren Mittelfeld, die USA bilden mit Australien, Südkorea, Iran und Saudi Arabien den Schluss.

 

Rangliste (Auszug)

1. – 3. nicht vergeben

4. Schweden

5. Litauen

6. Marokko

7. Norwegen

8. Grossbritannien

9. Finnland

10. Lettland

12. Schweiz

14. Indien

22. Deutschland

41. China

56. USA

60. Saudi Arabien

 

Kontakt

Patrick Hofstetter, Leiter Klima & Energie WWF Schweiz, patrick.hofstetter@wwf.ch, 076 305 67 37

Manuel Graf, Leiter Politik WWF Schweiz und als Mitglied der Schweizer Delegation an der Uno-Klimakonferenz in Bonn, manuel.graf@wwf.ch, +41 79 836 79 36