TFA im Grundwasser: Warum handeln wir immer zu spät?
Schon wieder ein Pestizid-Skandal: Das Abbauprodukt Trifluoressigsäure (TFA) kommt flächendeckend im Schweizer Grundwasser vor, insbesondere in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft. Das zeigen die neusten Messungen des Bundesamts für Umwelt (BAFU). Diese werfen einmal mehr die Frage auf: Warum handeln wir bei Pestizid-Risiken immer zu spät?
Zitat Eva Goldmann, Agrarexpertin WWF Schweiz:
«Der Skandal um TFA zeigt erneut, welche Probleme der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden mit sich bringen. Die Gefahr, die von Stoffen wie TFA für unsere Gesundheit und die Umwelt ausgehen, wird erst erkannt, wenn sie bereits seit Jahren in unsere Gewässer und Umwelt gelangen.»
«Die Risiko-Prüfung von chemisch-synthetischen Pestiziden muss massiv ausgebaut werden. Nur so werden die Risiken, denen wir uns aussetzen, frühzeitig erkennt und verhindert.»
TFA lässt sich kaum mehr aus der Umwelt entfernen
Trifluoressigsäure kommt durch Eintrag verschiedener Chemikalien in die Umwelt vor. Einmal entstanden, ist sie praktisch nicht mehr abbaubar. Ohne eine signifikante Verringerung der Einträge reichert sie sich in der Umwelt weiter an. TFA gefährdet das Trinkwasser – unser wichtigstes Lebensmittel.
Die Befunde des BAFU zeigen: TFA wird in der Umwelt zunehmend nachgewiesen. Sie verunreinigen das Trinkwasser im ackerbaulich intensiv genutzten Mittelland deutlich stärker als in alpinen Regionen. Zugleich bestätigt das BAFU, dass Pestizide die Haupteintragsquelle für TFA ins Trinkwasser sind. Aktuell ist bekannt, dass in der Schweiz 29 Pestizide zugelassen sind, welche TFA bilden. Das Herbizid Flufenacet ist eines dieser Mittel. Es kommt in der Schweiz weit verbreitet zum Einsatz. Und obschon die Risiken bekannt sind, wurden Ende Oktober 2024 zusätzliche Pestizide mit Flufenacet für die Schweizer Landwirtschaft zugelassen.
Haupteintragsquellen stoppen
Schon seit langem ist bekannt, dass TFA Wasserlebewesen schädigt. Eine Studie des Chemiekonzerns Bayer aus dem Jahr 2021 zeigte jedoch, dass auch Kaninchen-Embryos Schäden davontragen, wenn die Mütter mit TFA gefüttert werden. Seither gilt die Substanz als «reproduktionstoxisch».
Um das Trinkwasser und unsere Gesundheit zu schützen, sollten TFA-bildende Pestizide verboten werden. Denn nur wenn die Haupteintragsquellen versiegen, kann die Umweltbelastung reduziert – und damit auch unsere Gesundheit geschützt werden. Der Zulassungsprozess sollte endlich nach dem Vorsorge-Prinzip erfolgen, welches in der Verfassung festgehalten ist: Ein Pestizid ist unverzüglich vom Markt zu nehmen, sobald der geringste Verdacht auf gesundheitliche Beeinträchtigung besteht und die Hersteller sind für gesundheitliche Folgekosten haftbar zu machen.
Weiterführende Informationen:
Aktuelle Messungen des Bundesamts für Umwelt (BAFU): https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wasser/fachinformationen/zustand-der-gewaesser/zustand-des-grundwassers/grundwasser-qualitaet/tfa-im-grundwasser.html#721623517
Kontakt:
Jonas Schmid, Mediensprecher, WWF Schweiz, jonas.schmid@wwf.ch, 079 241 60 57