10. Februar 2021 — Medienmitteilung

WWF schlägt Öko-Alarm: Industrie will Bergbau in Tiefsee betreiben

Weltweit bereiten sich Firmen darauf vor, mit kommerziellem Tiefseebergbau in bisher unberührte Regionen der Ozeane vorzustossen. Um die Nachfrage nach Metallen und Mineralien zu decken sei das nötig, sagt die Industrie. Der WWF widerlegt im neusten Bericht die Behauptungen und zeigt die immensen ökologische und sozialen Folgen auf.

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Tiefseebergbau

Sie wollen nach Metallen und Mineralien wie Kobalt, Lithium und Nickel graben, in mindestens 200 Metern Tiefe des Meeres. Für die Herstellung von Batterien in elektronischen Geräten beispielsweise. Doch die Pläne der Industrie, den tiefen Meeresboden abzubauen, werden zerstörerische Auswirkungen auf die Ökosysteme, die Artenvielfalt aber auch die Nahrungssicherheit von Milliarden Menschen haben. Das zeigt der heute vom WWF publizierte Report «In Too Deep: What We Know, And Don't Know».

  • Der WWF-Report erklärt die wichtigsten ökologischen und sozialen Risiken des Tiefseebergbaus: Nebst Lebensraumverlust und Belastung des Meeresbodens durch giftige Metalle würde er sich negativ auf die globale Fischerei auswirken und die Hauptproteinquelle von etwa einer Milliarde Menschen und die Lebensgrundlage von etwa 200 Millionen Menschen bedrohen - viele davon in armen Küstengemeinschaften.
  • Der WWF will ein weltweites Moratorium für den Tiefseebergbau, solange die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken nicht umfassend verstanden sind. Und zwar so lange, bis alle Alternativen zum Abbau weiterer Mineralien in der Ressourcenwirtschaft ausgeschöpft sind und eindeutig bewiesen ist, dass der Tiefseebergbau den Schutz der Meeresumwelt gewährleistet und den Verlust der Artenvielfalt verhindert.
  • Der potenzielle Wert des Tiefseebergbaus wird auf 2 bis 20 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das ist ein Bruchteil der viel wertvolleren nachhaltigen Meereswirtschaft, die jährlich konservativ geschätzte 1,5 bis 2,4 Billionen US-Dollar erwirtschaftet und von der viele Staaten und Küstengemeinden profitieren.

Zitate von Jessica Battle, Leiterin der WWF-Initiative «No Deep Seabed Mining».

«Die Industrie will uns glauben machen, dass der Abbau in der Tiefsee notwendig ist, um die Nachfrage nach Mineralien zu befriedigen, die in Batterien in elektronischen Geräten steckt.»

«Wenn wir auf Innovationen setzen und uns nach weniger ressourcenintensiven Produkten und Prozessen ausrichten, müssen wir die Ozeane nicht zerstören. Investoren müssen innovativen Lösungen suchen und eine echte Kreislaufwirtschaft schaffen, die die Notwendigkeit reduziert, der Erde endliche Ressourcen zu entziehen.»

«Auch die Schweizer Industrie verdient am Ausbau von Tiefseebohrungen mit», sagt Alice Eymard-Duvernay, Verantwortliche Meer beim WWF Schweiz. Angesichts der Langsamkeit der Prozesse in der Tiefsee ist es unwahrscheinlich, dass sich durch Bergbau zerstörte Lebensräume innerhalb menschlicher Zeiträume erholen. Marine Ökosysteme sind miteinander verbunden und viele Meeresarten sind wandernde Tierarten.

Bevor Tiefseebergbau erlaubt werden darf, müssen noch viele Unbekannte geklärt werden. Die Unterstützung des Tiefseebergbaus als Industrie würde zudem dem Ziel des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft und den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen zuwiderlaufen. Der WWF setzt sich für einen Wandel hin zu einer nachhaltigen, "blauen" Wirtschaft ein, die sozialen und wirtschaftlichen Nutzen für heutige und künftige Generationen bietet. Für einen Wandel, der die Vielfalt, Produktivität und Widerstandsfähigkeit der marinen Ökosysteme wiederherstellt, schützt und erhält und auf sauberen Technologien, erneuerbaren Energien und zirkulären Materialflüssen basiert.

Weitere Informationen:

WWF-Report «In Too Deep: What We Know, And Don't Know»

Kontakt:

Corina Gyssler, Kommunikationsbeauftragte WWF Schweiz, 044 297 22 54, corina.gyssler@wwf.ch