Amazonas in Bolivien: Früchte des Regenwaldes nachhaltig nutzen
Der Amazonas-Regenwald ist ein einzigartiger Lebensraum. In der Pufferzone des Iténez-Schutzgebiets in Bolivien leben Menschen von den natürlichen Schätzen des Waldes und dem angrenzenden Flusssystem. Zusammen mit dem WWF sichern sie ihr Einkommen und erhalten die einzigartige Natur.
Der Iténez-Park liegt in der Moxos-Ebene, einer gigantischen Überschwemmungssavanne im zentralen Tiefland von Bolivien. Das Gebiet ist ein Hotspot der Biodiversität und Heimat seltener Tierarten wie des Flussdelfins oder des Riesenotters. Der Park ist auch aufgrund seiner Funktion als Wildtier-Korridor von grosser Bedeutung. Neben einer geschützten Kernzone umfasst er eine wesentlich grössere Pufferzone, die von der lokalen Bevölkerung nachhaltig bewirtschaftet wird. Auf einer Fläche von 14'000 Quadratkilometern Regenwald (rund ein Drittel der Fläche der Schweiz) leben rund 840 Familien, die teilweise der indigenen Gemeinschaft der Itonama angehören.
Ein wichtiges Vorhaben: Parkverwaltung wieder aufbauen
«Wir suchen nach Wegen, wie wir ihr Einkommen verbessern und diversifizieren können, ohne den Wald zu zerstören.»
Die Regionalregierung hat den Park vor 20 Jahren gegründet. Aufgrund politischer und finanzieller Umbrüche ist die Parkverwaltung in den letzten Jahren jedoch beinahe zum Erliegen gekommen. Es finden daher kaum noch Schutzmassnahmen statt, die fehlende Kontrolle und Überwachung gefährdet zunehmend den Erhalt des Waldes und seiner natürlichen Ressourcen und damit auch das Überleben seiner Bewohner:innen.
Dazu zählt auch die Wiederherstellung des Parkverwaltungsausschusses, der aufgrund fehlender Mittel seine Funktionalität zwischenzeitlich verloren hatte. Der Ausschuss besteht aus Vertretenden von 12 Dorfgemeinschaften, Vertreter:innen der lokalen Behörden und der Umweltbehörde der Regionalregierung.
«Der Verwaltungsausschuss stellt sicher, dass die Anliegen der lokalen Bevölkerung berücksichtigt werden», sagt Argandoña. Das Gremium regelt Eingriffe in die Natur wie Fischfang oder Holzschlag. So fällen die Dorfbewohnenden Bäume für den Bau ihrer Häuser, nicht aber für kommerzielle Zwecke.
Ein Strauss an Produkten
Glücklicherweise sind der Wald und die Flüsse sehr produktiv. Die lokalen Gemeinschaften nutzen das Jahr über einen Strauss an verschiedenen natürlichen Produkten: Paranüsse und Kakao können im Sommer geerntet werden, während Fische im Winter gefangen werden. Die Açai-Beeren wiederum sind von April bis Oktober reif. Sie dienen als zusätzliche Einkommensquelle. «Die Ernten sind immer mit Schwankungen verbunden», sagt Argandoña. Falle die Ernte eines Produkts mager aus, kann die Einbusse unter Umständen mit einem anderen ausgeglichen werden.
Das Ziel der der neuen Projektphase von 2023-2026 ist es, dass die ansässigen Familien ihr Einkommen aus dem Verkauf von wildem Kakao und der Kakaopaste weiter steigern können und die Açai-Beere neu kommerziell genutzt werden kann. Hierzu werden die Familien unter anderem in nachhaltigen Ernte- und Tansportpraktiken und guten Fermentations- und Trocknungsprozessen geschult.
Der Wald und das Flusssystem im Iténez-Park bilden ebenfalls eine gute Grundlage für Öko-Tourismus. Ziel ist es daher auch, das Tourismusangebot in ausgewählten Dörfern zu verbessern. Durch die verbesserten Tourismusdienstleistungen kann künftig zusätzliches Einkommen generiert werden.
Die Menschen im Mittelpunkt des Naturschutzes
Die Menschen vor Ort übernehmen eine tragende Rolle beim Schutz der Ökosysteme.
«Es sind die lokalen Menschen, die die Natur und ihre natürlichen Ressourcen über alles schätzen. Sie verwalten ihre Lebensgrundlage selbst, erzielen daraus einen Gewinn und wollen, dass das auch so bleibt.»
José Argandoña, WWF Bolivien
«Das Projekt wurde gemeinsam mit den Menschen vor Ort und unter Berücksichtigung der lokalen Rahmenbedingungen entwickelt.»
Das Projekt unterstützt folglich die lokale Bevölkerung dabei, stärkeren und positiven Einfluss auf die Verwaltung ihres Gebietes zu nehmen und die nachhaltige Nutzung der sich darin befindenden natürlichen Ressourcen sicherzustellen.
Die Dorfgemeinschaften bestimmen dabei selbst, auf welche Ressource(n) sie sich fokussieren und in welchen Bereichen sie sich weiterentwickeln möchten.
Was Sie tun können
Die Wälder im Amazonas-Gebiet und auf der ganzen Welt brauchen Ihre Hilfe. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende für den Regenwald. Oder werden Sie Regenwald-Pate und helfen Sie uns langfristig, uns für die Wälder einzusetzen.
- Ihre Spende unterstützt beispielsweise die Schulung von Familien im Iténez-Gebiet zur Herstellung von standardisierter Kakaopaste.
- Mit Ihrer Spende fördern Sie beispielsweise die Stärkung der Verwaltung des Iténez-Parks zum besseren Schutz vor Übernutzung.
- Mit Ihrer Spende können wir uns beispielsweise auf politischer Ebene für Gesetze zum Schutz dieser wertvollen Lebensräume einsetzen. Damit die lebenswichtige Artenvielfalt auf unserem Planeten erhalten bleibt.
Dieses Projekt wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) mit Kernbeiträgen unterstützt.