Gemeinsam stark!
Die fortschreitende Walddegradierung in Ost-Usambara bedroht den Lebensraum zahlreicher Wildtiere und die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung. Der WWF hat ein Projekt initiiert, das für effektive Lösungen in der Region sorgen soll.
Siedlungen und Landwirtschaftsflächen, die weiter und weiter in die Wälder der nordöstlichen Region Tansanias vordringen, bedrohen die hiesige biologische Vielfalt und die Ökosysteme, die für Mensch und Tier gleichermassen existenziell sind. Schwinden die Wälder – Lebensräume und Wanderrouten der Wildtiere zugleich – sind Mensch-Tier-Konflikte vorprogrammiert.
Von Waldfragmenten und Konflikten
In Afrika gelten viele Wälder als heilig. Sie sind nicht nur wichtige Nahrungsquelle, sondern bieten Menschen, Pflanzen und Tieren natürliche Lebensräume. So auch in Ost-Usambara: Die noch vorhandenen Wälder in der nordöstlichen Region Tanga sind zwar flächenmässig klein, zählen aber biologisch zu den wertvollsten Gebieten der Welt. In den letzten rund 100 Jahren sind jedoch mehr als 60 Prozent dieser Wälder verschwunden. Ehemals zusammenhängende Waldgebiete sind heute in einige grosse und Tausende kleine Fragmente aufgeteilt. Ein Problem für wandernde Wildtiere wie Elefanten, denen die Wälder auf ihren Wanderungen zwischen grösseren Nationalparks als Wildtierkorridore dienen.
«Wildtiergemeinschaft Ost-Usambara»
Vom menschlichen Vordringen in die Wildtierkorridore und artenreiche Wälder sind unter anderem Elefanten direkt betroffen. Sie sind die grössten Lebewesen, die auf ihren Wanderungen durch Ost-Usambara streifen. Sie übernehmen dabei viele wichtige Funktionen: Ob als Ingenieurinnen, Architekten oder Gärtnerinnen, sie sind unverzichtbar für das Ökosystem, welches sie regelmässig passieren. Auf ihren bis zu 100 Kilometer langen Wanderungen fressen sie Büsche und Jungpflanzen. Dadurch gibt es mehr Licht und Wasser für grosse, langsam wachsende Bäume – die mehr Kohlendioxid speichern können. Ihre grösste Superkraft ist aber ihr Kot: Er ist Dünger für Pflanzen sowie Nahrungsquelle für Käfer und Vögel. Zudem werden über ihren Dung Samen von gefressenen Pflanzen und Früchten über grosse Landstriche verteilt.
Zunehmende menschliche Aktivitäten bedrohen die Wälder Ost-Usambaras. Von der Entwaldung und den kleiner werdenden Wildtierkorridoren sind nicht nur die wandernden Elefanten betroffen. Zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten leiden unter der Degradierung der Wälder.
Nicht nur die Pflanzen und Wildtiere, auch die Menschen vor Ort sind auf die wertvollen Wälder und Schutzgebiete Ost-Usambaras angewiesen. Auch sie benötigen gesunde Ökosysteme für sauberes Wasser sowie Pflanzen und Beeren als Nahrungs- und Heilmittel. Gezielte Wiederherstellungen von Wäldern, Flussläufen und Wildtierkorridoren sind notwendig, um die biologische Vielfalt und die Lebensgrundlagen für Mensch und Tier zu erhalten.
Viele Tiere wie Elefanten oder Büffel wandern durch unsere Felder. Mithilfe des Projektes wollen wir Wasserstellen im Wald anlegen, damit die Tiere auf der Suche nach Wasser nicht mehr unsere Felder zerstören.
Gemeinsam arbeiten und leben
Zusammen mit dem WWF erarbeiten Dorfgemeinschaften und lokale Regierungen effektive Lösungen für ein konfliktarmes Miteinander. Dieses neu lancierte Projekt umfasst die Wiederherstellung von Wäldern, Flussläufen und Wildtierkorridoren. Zudem werden die Menschen vor Ort in nachhaltiger, klimaangepasster Landwirtschaft und Energieversorgung geschult. So werden nicht nur wichtige Lebensräume für Wildtiere aufgewertet, sondern auch die Lebensgrundlagen lokaler Gemeinschaften stabilisiert.
Neues Projekt mit bewährtem Fundament
Vor rund 20 Jahren hat der WWF gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN den Ansatz der Wiederherstellung von Waldlandschaften – englisch Forest Landscape Restoration (FLR) – entwickelt. Seither wird er über alle Kontinente hinweg verwirklicht und ist heute einer der wichtigsten Ansätze zur Umkehr von Waldverlust und -zerstörung. Er wird von Regierungen und internationalen Organisationen weltweit unterstützt und umgesetzt.
Veränderungen säen
In enger Zusammenarbeit entwerfen Bewohner:innen und lokale Regierungen Ost-Usambaras mit dem WWF Nutzungsplanungen und entwickeln nachhaltige, klimaangepasste Landwirtschaftspraktiken. So sollen in Zukunft weiterhin Bananen, Mais, Maniok oder Bohnen, aber auch Gewürze wie Kardamom, Zimt, Pfeffer und Nelken auf den Anbauflächen der Ost-Usambarianer:innen gedeihen, jedoch ohne weitere Lebensräume der Wildtiere zu zerstören.
Effizientere Energienutzung
Zusätzlich werden kleinere Nutzholzflächen – sogenannte Woodlots – gepflanzt. Eine verbesserte, effizientere Nutzung der Energie soll einerseits den Verbrauch von Brennholz und Holzkohle senken, andererseits weiteren illegalen Holzschlag verhindern.
Mit diesem Projekt wollen wir 50'000 Hektaren Waldlandschaften wiederherstellen – darunter auch zahlreiche Wildtierkorridore. Dieses Vorgehen und weitere gezielte Massnahmen reduzieren Mensch-Tier-Konflikte vor Ort. Die Massnahmen tragen insgesamt zur Ernährungssicherheit der lokalen Einwohnerschaft bei und erhöhen die Resilienz der Gebiete gegenüber der Klimaerhitzung.
Ihre Spende macht den Unterschied
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie unsere Arbeit zur Wiederherstellung der Wälder in Tansania und zum Schutz von Wäldern weltweit. Als Mitglied helfen Sie uns zusätzlich, indem Sie unserer Stimme im politischen Prozess mehr Gewicht geben. Danke, dass Sie sich mit uns für den Erhalt unserer Wälder einsetzen!