Importierte Abholzung: Wir essen den Regenwald auf!
Schokolade, Kaffee, Soja: Unsere Studie «Importierte Abholzung» zeigt, wie in die Schweiz eingeführte Rohstoffe die Entwaldung im Ausland vorantreiben. Sieben aufrüttelnde Erkenntnisse aus dem Bericht – und was der WWF dagegen tut.
1. Schokolade statt Regenwald
Mehr als die Hälfte der Kakaoimporte der Schweiz stammen aus Ländern mit hohem oder sehr hohem Entwaldungsrisiko, genau genommen 54 Prozent: Elfenbeinküste, Ecuador, Nigeria, Peru, Indonesien und Madagaskar. Besonders brisant: Der Fussabdruck der Kakao-Importe der Schweiz macht drei Prozent des globalen Kakao-Fussabdrucks aus, was gemessen am Anteil der Schweiz an der Weltbevölkerung (0,1 Prozent) sehr hoch ist.
Der Kakaoanbau bildet die Lebensgrundlage von Millionen Kleinbauern. Der WWF setzt sich dafür ein, dass die Lebensbedingungen und der Marktzugang für die Kakao-Kleinbauern verbessert wird, und er unterstützt sie beim Umsetzen nachhaltiger Anbaumethoden.
2. Jährlich die doppelte Waldfläche der Schweiz
Der Hunger der Schweizer nach land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen nimmt enorm viel Land in Anspruch. Für die acht Produktgruppen Kakao, Kokosnuss, Kaffee, Palmöl, Zellstoff und Papier, Soja, Zuckerrohr und Holz belegt unser Konsum 2,2 Millionen Hektaren Felder und Wälder in anderen Ländern. Diese Fläche entspricht der Hälfte der gesamten Landfläche der Schweiz. Oder in Wald ausgedrückt: fast der doppelten Waldfläche in unserem Land.
Der WWF setzt sich auf globaler Ebene für einen Abholzungsstopp ein und arbeitet mit Partnern aus der Wirtschaft an Lösungen für die nachhaltige Nutzung unserer Wälder.
3. Kaffee überwiegend aus Risikoländern
Der Anteil der Schweiz an der weltweiten Kaffeeproduktion ist bemerkenswert hoch (2 Prozent), wenn man bedenkt, dass die Schweiz nur 0,1 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Fast drei Viertel der Kaffeeimporte der Schweiz (72 Prozent) stammen aus Ländern mit einem hohen bis sehr hohen Entwaldungsrisiko, darunter Brasilien, Kolumbien, Äthiopien, Guatemala, Indonesien, Honduras, Mexiko und Peru. Überhaupt kein Kaffee wird aus Staaten mit geringem Risiko importiert.
Der WWF engagiert sich mit zahlreichen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Interessengruppen für ganzheitliche Lösungen, die über Zertifizierungen hinausgehen. Damit Kleinbauern Marktzugang erhalten und nachhaltige Anbaumethoden umgesetzt werden können.
4. Abholzung: 7 Prozent unserer Emissionen
Der Anbau von Agrarprodukten führt zur Umwandlung von Waldflächen in Landwirtschaftsland in waldreichen Weltgegenden. Mit den Agrarprodukten importiert die Schweiz also auch Treibhausgase, zwischen 2015 und 2019 waren es schätzungsweise 2,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Dies entspricht etwa sieben Prozent der jährlichen landesweiten Emissionen der Schweiz. Auf Sojaimporte entfiel mit durchschnittlich rund 47 Prozent der grösste Anteil der jährlichen Emissionen. Gefolgt von Kakao, der fast ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Emissionen ausmachte. In diesen drei Millionen sind noch keine Emissionen enthalten, die im Zusammenhang mit Waldprodukten – Holz, Zellstoff und Papier – entstehen.
Der WWF setzt sich auf internationaler und nationaler Ebene für die Bekämpfung des Klimawandels ein. Dazu gehört auch, dass wir Lösungen erarbeiten, um unser Ernährungssystem klimafreundlicher gestalten.
5. Futter für unsere Kühe, Schweine und Hühner: 81 Prozent der importierten Soja
Die Sojaproduktion hat seit den 1960er-Jahren um den Faktor acht zugenommen. Zwischen 2000 und 2018 hat sich die Produktion verdoppelt. Dieses Produktionswachstum wurde in erster Linie durch die drei Länder Argentinien, Brasilien und USA bestimmt. Die Ausweitung der Sojaproduktion in Südamerika geht stark mit Abholzung und anderen Formen der Zerstörung von natürlichem Lebensraum einher. Die Sojaproduktion hängt direkt mit unserem Fleischkonsum zusammen: Etwa 70 Prozent der weltweiten Sojaproduktion wird als Viehfutter verwendet und nur etwa sechs Prozent für den direkten menschlichen Verzehr. Auch in der Schweiz werden 81 Prozent der Importe als Viehfutter genutzt.
2011 hat die Schweiz das «Soja Netzwerk Schweiz» gegründet, in dem auch der WWF Schweiz Mitglied ist. Es soll sicherstellen, dass die gesamte Sojaproduktion für den Schweizer Markt verantwortungsbewusst und unter Einhaltung von Standards und Zertifizierungen erfolgt. Im Jahr 2017 importierten die Mitglieder des «Soja Netzwerks Schweiz» 96 Prozent ihrer Soja gemäss einem oder mehreren dieser Standards.
6. Mehr Holz und Papier, als alle Schweizer Wälder hergeben würden
Von den untersuchten Rohstoffen der WWF-Studie verursachen importierte Waldprodukte den weitaus grössten Flächen-Fussabdruck: Holz, Zellstoff und Papier. Für die Produktion dieser Produkte werden im Ausland jährlich 1,5 Millionen Hektaren Fläche benötigt. Das ist mehr als die gesamte Waldfläche der Schweiz! Obwohl der Grossteil davon aus Ländern mit mittlerem oder niedrigem Risiko wie Schweden und Deutschland kommt, stammen einige Holzimporte aus China und einige Zellstoff- und Papierimporte aus Brasilien – zwei Länder, die ein hohes Risiko für Entwaldung und Menschenrechtsverletzungen darstellen.
Der WWF setzt sich auf politischer Ebene dafür ein, dass Herkunft und Holzart von importierten Holz- und Papierprodukten deklariert werden müssen und dass alles importierte Holz legal produziert wurde. Er tritt zudem dafür ein, dass Unternehmen Holz- und Papierprodukte aus zertifizierter Produktion verwenden.
7. Fast die Hälfte aller Palmölplantagen stehen auf abgeholzten Waldflächen
Palmöl wird hauptsächlich in Indonesien (46 Prozent der weltweiten Produktion) und Malaysia (34 Prozent) produziert. Die Erweiterung des Ölpalmenanbaus ist seit langem mit Entwaldung verbunden. Eine kürzlich durchgeführte Studie kam zu dem Schluss, dass 45 Prozent der untersuchten Ölpalmenplantagen in Südostasien in Gebieten liegen, die 1989 noch Wälder waren. Ein bedeutender Teil dieser Entwaldung wurde durch den globalen Handel hervorgerufen. Auch die Schweiz importiert jährlich 63'000 Tonnen Palmöl. Die Fläche, die im Ausland zur Deckung der Schweizer Nachfrage nach Palmöl benötigt wird, betrug zwischen 2015 und 2019 durchschnittlich fast 25’000 Hektaren pro Jahr.
Der WWF setzt sich für verbindliche Standards bei der Palmölproduktion ein und hat beispielsweise den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) mitiniziiert. RSPO-zertifiziertes Palmöl macht heute 21 Prozent der weltweiten Produktion aus.
Sie wollen es genauer wissen?
Lesen Sie den vollständigen Bericht und erfahren Sie noch mehr über die einzelnen Rohstoffe und was der WWF Unternehmen, Investoren, Regierungen und auch den Konsumenten empfiehlt.
In nur etwas mehr als einem Jahrzehnt wurden allein in 24 von Entwaldung besonders stark betroffenen Gebieten in den Tropen und Subtropen eine Fläche von 43 Millionen Hektar Wald zerstört. Das entspricht ungefähr zehnmal der Grösse der Schweiz. Lesen Sie noch mehr über die globale Abholzung in unserer Studie «Entwaldungsfronten – Ursachen und Gegenmassnahmen in der sich verändernden Welt».
Gemäss dem WWF-Bericht «Deforestation and conversion-free supply chains: A guide for action» reichen die heutigen Massnahmen der Unternehmen nicht aus, um die Zerstörung der wertvollsten Ökosysteme der Welt aufzuhalten. Während das zunehmende öffentliche Bewusstsein die Unternehmen zum Handeln gedrängt hat – und diese viele freiwillige Verpflichtungen eingegangen sind – stellt der Bericht fest, dass dieser Fortschritt nicht die gewünschte Wirkung zeigt: Nur 41-46 Prozent der Unternehmen berichten über den Fortschritt bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen und nur 55 Prozent haben die Ziele erreicht, was die Umsetzungslücke verdeutlicht.
Was Sie sonst noch tun können
Die Wälder brauchen Ihre Hilfe. Gemeinsam können wir die tropischen Regenwälder schützen und die Waldabholzung stoppen. Als WWF-Mitglied verleihen Sie unserer Stimme Gewicht, das erlaubt es uns, politisch Druck zu machen, sodass Gesetze gegen Abholzung entlang der ganzen Handelskette erlassen werden. Dank Mitgliedsbeiträgen und Spenden können wir Kleinbauern unterstützen, Wälder nachhaltig zu nutzen. Wie Sie als Konsument waldfreundlich einkaufen können, erfahren Sie in unseren Ratgebern.