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Nördlicher Blauflossenthun
Thunfische

Geschmeidig, schnell und stark

Thunfische – Geschmeidig, schnell und stark

Perfekte Jäger der Meere

Sie bewegen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Weltmeere und jagen als grosse Raubfische ihrer Beute nach. Ihr Fleisch hat Thunfische jedoch in den letzten Jahrzehnten immer mehr selber zu Gejagten gemacht. Heute sind viele Bestände durch die zügellose Fischerei gefährdet.

Thunfische sind Raubfische, die sich mit bis zu 100 Stundenkilometern blitzschnell durch die Ozeane bewegen. Ihre stromlinienförmigen Körper sind für das Jagen im Meer perfektioniert. Sie leben in grossen Schwärmen und nutzen die hohe Schwimmgeschwindigkeit bei der Jagd nach ihrer Beute: nach Makrelen, Heringen, Tintenfischen, Aalen und Krebstieren. Auf ihren Beutezügen legen sie Tausende von Kilometern zurück. So tauchten Blauflossen-Thunfische, die auf den Bahamas markiert wurden, vor Norwegen und der brasilianischen Küste wieder auf. 

Thunfische sind gefragte Speisefische. Weil ihr Fleisch muskulös und besonders schmackhaft ist, wurde es in der japanischen Tradition so zum wichtigsten Fisch für Sushi. Die grosse Nachfrage nach Thunfisch, nicht nur in Japan, hat dazu geführt, dass von den acht existierenden Thunfisch-Arten bis vor Kurzem drei gefährdet waren. Die industriell organisierte Fischerei, überhöhte Fangquoten, illegale Fischerei und Fischzucht sind die Ursachen dafür. Um den Thunfisch vor dem Aussterben zu bewahren, arbeiten wir weltweit daran, die Entnahme dieses Raubfisches aus den Meeren zu begrenzen sowie nachhaltigere Methoden des Fischfangs und rücksichtsvollere Konsumgewohnheiten zu fördern.

Wissenschaftlicher Name

Thunnus

Arten

8 Arten

Gefährdungsstatus (IUCN)

Stark gefährdet: Südlicher Blauflossen-Thunfisch (Thunnus maccoyii)

 

Verletzlich: Grossaugen-Thunfisch (Thunnus obesus)

 

Potenziell gefährdet: Pazifischer Blauflossen-Thunfisch (Thunnus orientalis) 

Körpergrösse

Länge: 50 bis 300 cm

Verbreitung

Atlantik, Indischer und Pazifischer Ozean

Solche Massnahmen können erfolgreich sein, wie das Comeback des Atlantischen Blauflossen-Thunfischs beweist. Nachdem die Populationen Ende der 1990er-Jahre wegen Überfischung kurz vor dem Zusammenbruch standen, gilt dieser Thunfisch heute nicht mehr als überfischt und wird nun effektiv bewirtschaftet. Dieser grosse Erfolg war möglich, weil sich alle Beteiligten – Fischersleute, politische Entscheidungsträger:innen und Händler:innen – für ein wissenschaftsbasiertes Management eingesetzt haben. Nun müssen wir diese erfolgreichen Massnahmen auf das Management von Thunfischpopulationen in anderen Weltmeeren ausweiten. Langfristig wird die Erholung der Thunfischbestände dazu beitragen, dass sie ihre Schlüsselrolle in den Ozeanen wieder einnehmen können. Eine gesunde Artenvielfalt macht die Meere robuster gegen den Klimawandel und ermöglichen es auch künftigen Generationen, sich von den Fischbeständen der Meere zu ernähren.

Die Beliebtheit bedroht den Thunfisch

Thunfisch ist einer der begehrtesten Fische der Welt – jährlich werden 5 Millionen Tonnen davon gefangen. Seit den 1950er-Jahren sind die Thunfischfänge stetig gestiegen, was zu einem Rückgang der Bestände um fast 90 Prozent geführt hat.

Der Blauflossen-Thunfisch ist ein Paradebeispiel dafür, welche fatalen Folgen die Beliebtheit  einer Tierart auf den Weltmärkten haben kann. Er ist derzeit einer der teuersten Fische der Welt: Ein 200 Kilogramm schweres Exemplar wurde auf dem Fischmarkt in Tokio für 175’000 US-Dollar verkauft. Andere Arten wie Grossaugenthun, Gelbflossenthun, Bonito und Weisser Thun sind ebenfalls sehr beliebt. Die Hauptfanggebiete befinden sich im Indischen Ozean und im Pazifik, und auch diese Bestände  stehen unter starkem Druck. Die meisten Bestände sind heute überfischt. Von den acht existierenden Thunfischarten werden drei auf der Roten Liste der IUCN als «gefährdet» eingestuft.

Industriefischerei

Mit immer grösseren Schiffen und effizienteren Fangtechniken jagen die Fischereiflotten Thunfische. Die häufigste Methode sind Ringwadennetze, die bis zu 2000 Meter lang sind und in eine Tiefe von 200 Meter reichen. Das Netz zieht sich ringförmig um den Thunfischschwarm und ist am unteren Ende verschlossen. Doch es landen auch Haie, Delfine, Mantarochen oder Meeresschildkröten als unbeabsichtigter Beifang in den Netzen. Nicht nachhaltige Fangmethoden verschärfen das Problem, zum Beispiel sogenannte Fischsammler (FAD): Bojen oder Flosse mit befestigten Ringnetzen werden in den Meeren platziert, um Thunfischschwärme anzulocken und zu fangen. Viele andere Tierarten verfangen sich in den Netzen in grosser Zahl und sterben als Beifang.

Eine weitere gängige Methode des Thunfischfangs ist die Langleinenfischerei, bei der bis zu 100 Kilometer lange Leinen mit mehreren tausend Ködern auslegt werden. Auch dieses Fanggerät hat erhebliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Meere, da viele andere Arten wie Haie, Meeresschildkröten, Marline, Seevögel, Delfine und Jungfische mitgefangen werden. Laut den Vereinten Nationen hat diese Art der Fischerei eine der höchsten Beifangraten der Welt: Im Durchschnitt bestehen 28 Prozent der Fänge aus Nicht-Zielarten.

Illegaler Fischfang

Der steigende Konsum von Sushi und Sashimi hat die Preise für Blauflossen-Thunfisch stark ansteigen lassen. Im Mittelmeer hat der illegale Fischfang die Population des Atlantischen Blauflossen-Thunfischs an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Die Art wurde 1996 auf die Rote Liste der bedrohten Arten gesetzt, als die Populationen im Ostatlantik und im Mittelmeer im Vergleich zu den 1950er-Jahren um 85 Prozent zurückgegangen waren.

Vorsicht vor gezüchtetem Thunfisch

Keine Lösung ist gezüchteter Thunfisch: Unter anderem im Mittelmeer hat sich ein regelrechter Mastbetrieb entwickelt. Mit Ringwaden gefangener Blauflossen-Thunfisch wird vor der Küste in Käfige gesetzt und bis zu einer marktfähigen Grösse gemästet. Diese Praxis übt erheblichen Druck auf die bereits überfischten Sardinen- und Sardellenbestände aus, da 15 Kilo Wildfisch benötigt werden, um nur 1 Kilo Thunfisch zu produzieren. Darüber hinaus haben die Zuchten einen sehr hohen CO2-Fussabdruck.

Arten von grosser Bedeutung

Der Thunfisch spielt eine wichtige Rolle in den Meeren: Als Raubfisch an der Spitze der Nahrungskette reguliert er die Populationen seiner Beutetiere. Damit hilft er, das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Die Überfischung gefährdet deshalb diese Stabilität und schwächt damit die Gesundheit der Meeresökosysteme. Diese Bedrohung betrifft nicht etwa nur die Ozeane, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Küstengemeinden, vor allem in den Entwicklungsländern. Sie sind auf Fisch als Hauptquelle für Eiweiss und essenzielle Nährstoffe angewiesen. Die Erhaltung der Thunfischpopulationen bedeutet daher, sowohl das Gleichgewicht unserer Ozeane als auch die Ernährungssicherheit vieler Gemeinschaften auf der ganzen Welt zu schützen.

Unser Einsatz für den Schutz der Thunfischpopulationen

Der WWF setzt sich für den Schutz der Ozeane ein. Dazu gehört auch der Erhalt der Thunfischpopulationen. Wir arbeiten mit Partner:innen zusammen, um eine nachhaltigere globale Fischereikette aufzubauen.

Die Rückkehr des Blauflossen-Thunfischs: eine Quelle der Hoffnung

Jahrhundertelang haben die Küstengemeinden den Atlantischen Blauflossen-Thunfisch auf seiner jährlichen Wanderung zum Laichen im Mittelmeer gefangen. Doch in den 1980er- und 1990er-Jahren führte der Anstieg der weltweiten Nachfrage nach Sushi zu einer Ausweitung der Fischerei, was die Population an den Rand des Zusammenbruchs brachte.

Ab 2006 wurden schliesslich dringende Massnahmen für die Fischerei durchgesetzt, darunter eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Schiffe, strenge Fangquoten und ein verstärkter Kampf gegen den illegalen Fischfang. Dank dieser Bemühungen begann sich die Population allmählich zu erholen. Diese Reformen erreichten Gruppen mit unterschiedlichen Interessen gemeinsam: Fischersleute, Einzelhändler:innen für Meeresfrüchte, Regierungen, Forschende, Umweltschützer:innen und sogar Verbraucher:innen. Dank des Engagements all dieser Beteiligten für ein wissenschaftsbasiertes Management kamen die Reformen in Gang. 

Fast 20 Jahre nach der Einführung dieser Massnahmen zeigen die jüngsten Bewertungen, dass der Blauflossen-Thunfisch im Ostatlantik und im Mittelmeer nicht mehr überfischt ist – ein echter Erfolg für den Meeresschutz. Heute werden die Fangbeschränkungen an den Zustand der Bestände angepasst, wodurch eine nachhaltigere Bewirtschaftung dieser symbolträchtigen Art gewährleistet ist.  
 

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Grafik die zeigt wie sich die Blauflossen-Thunfisch-Bestände seit den 1950ern erholt haben

Auch der Klimawandel ist eine Bedrohung

Zwar herrscht Ungewissheit über den Zustand der Population  im Westatlantik, aber es ist unwahrscheinlich, dass sie wieder Opfer von Überfischung wird. Der Anstieg der Meerestemperaturen durch den Klimawandel deutet jedoch auf eine ungewisse Zukunft hin. Es fällt auf, dass der Blauflossen-Thunfisch bereits in ungewöhnliche Nahrungsgebiete abwandert.

In Zukunft wird es entscheidend sein, dass sich alle Beteiligten weiterhin für den Schutz der Thunfische einsetzen, indem sie wissenschaftsbasierte Regeln befolgen und für ihre strikte Durchsetzung sorgen.

Eine Lehre für eine nachhaltigere Fischerei

Diese bemerkenswerte Geschichte zeigt, was möglich ist, wenn wir gemeinsam daran arbeiten, den Reichtum der Ozeane zu schützen. Es ist ein Beispiel, das in anderen Regionen der Welt, die unter unzureichendem Schutz der Bestände und fehlenden Regeln für die Fischerei leiden, nachgeahmt werden sollte. Von der Stabilisierung der Bestände profitieren alle: die Fischerei, die Märkte und die Thunfischpopulationen selbst.

Der WWF setzt sich für eine nachhaltige Fischerei ein, damit sich die Thunfischpopulation in allen Meeren der Welt erholen können. Wir engagieren uns gegen zerstörerische Fischereipraktiken und die Überfischung der Bestände. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit Regierungen, Unternehmen und regionalen Kommissionen zusammen, um wirksame Fischereigesetze umzusetzen und geschützte Meeresgebiete einzurichten.

Unser Ziel ist es auch, die Konsument:innen zu informieren und den Konsum von Fisch aus nachhaltigen Praktiken zu fördern. Nur durch ein Umdenken und angepasstes Verhalten wird es letztlich möglich sein, den Druck auf die Thunfischbestände zu verringern.

Unsere Projekte zum Schutz der Weltmeere

Mit unseren Projekten für Thunfische setzen wir uns nicht nur für den Erhalt der bedrohten Fische, sondern auch für bessere Lebensbedingungen für die einheimische Bevölkerung und den Schutz der Meere ein. 

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Krebs in Plastiksack im indischen Ozean

«Plastic Smart Cities»: Ozeane ohne Plastikmüll

Eine Lastwagenladung pro Minute: So viel Plastikmüll gelangt in unsere Meere. Der Müll ist für viele Tiere eine tödliche Gefahr. Der WWF engagiert sich deshalb weltweit für nachhaltige Lösungen des Abfallproblems.

Weitere Infos
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Barracuda vor der französischen Küste

Was Sie tun können

Helfen Sie uns, den Fortbestand der Thunfischpopulationen zu sichern, indem Sie weniger von diesen grossen Raubfischen essen, sich für eine pflanzlichere Ernährung entscheiden und beim Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten Arten bevorzugen, die in der Nahrungskette weiter unten stehen wie gezüchtete Muscheln und gezüchtete pflanzenfressende Fische wie Karpfen. Lesen Sie auch unseren Ratgeber für weitere Tipps für den Alltag.

Sie können auch mit einer Spende finanziell dazu beitragen, die Meere und Küsten zu schützen.
 

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Fischratgeber FAQ

Umweltbewusst Fisch geniessen: Alltagstipps

Finden Sie heraus, was Sie bei Ihrem nächsten Einkauf oder Restaurantbesuch beachten sollten.