Kaukasus – Juwel zwischen Asien und Europa
Sechs Länder – unterschiedlichste Landschaften
Der Kaukasus ist ein riesiges Gebirge. Vom Gletscher bis zur Halbwüste, von der Bergwiese bis zum Regenwald: Auf einer Fläche, die grösser ist als die Schweiz, Deutschland und Österreich zusammen, findet man mehr als 100 Landschaftstypen. Und er ist die Heimat von so scheuen Tieren wie dem Kaukasischen Leopard.
Bei so viel landschaftlicher Vielfalt ist es kein Wunder, dass im Kaukasus enorm viele Arten leben: Anzutreffen sind hier so beeindruckende Tiere wie Leopard, Kropfgazelle, Hyäne und Braunbär. Insgesamt sind es 153 Säugetierarten, 389 Vogelarten, 130 Fischspezies und 7000 Pflanzenarten. Viele kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor.
Gross ist auch die kulturelle Vielfalt: Mehr als 40 verschiedene Volksstämme sind in den sechs Kaukasus-Ländern zu Hause. Ihr Leben und ihr Wohlergehen ist eng mit der Natur verknüpft. Auch die jüngere Geschichte zeigt: Geht es den Menschen wirtschaftlich schlecht, leidet auch die Natur.
Seit Anfang der 1990er-Jahre ist der WWF im Kaukasus aktiv. Die langfristige Naturschutzarbeit zeigt erste Erfolge. Unsere Arbeit hat zum Ziel, das Juwel Kaukasus lebendig zu halten und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen zu bieten.
Narben der Geschichte
Im Kaukasus ist das Schicksal der Natur eng mit dem der Menschen, die dort leben, verknüpft. Geraten sie in Not, leidet oft auch die Natur.
Wirtschaft vor Natur
Beim Bau grösserer Infrastrukturprojekte werden in vielen Fällen die vorgeschriebenen Technik- oder Umweltstandards nicht eingehalten. Obwohl die Kaukasus-Länder internationale Umweltabkommen und -konventionen unterzeichnet haben, entsprechen die meisten fertigen Wasserkraft- und Bergwerke den internationalen Sozial- und Umweltstandards nicht. Unter den Folgen – verseuchte und erodierte Böden, zu wenig und verschmutztes Wasser – leidet nicht nur die arme ländliche Bevölkerung. Auch die Artenvielfalt der Region ist zunehmend in Gefahr.
Blutige Auseinandersetzungen
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 kam es im Kaukasus zwischen den Volksstämmen zu blutigen Auseinandersetzungen: in den Regionen Berg-Karabach, Tschetschenien, Abchasien und Südossetien. Die Beziehungen unter manchen Kaukasus-Ländern sind bis heute angespannt. Das macht den Schutz von Flora und Fauna im Kaukasus zu einer heiklen Mission.
Abholzung
In den 1990er-Jahren brach die Wirtschaft der Region zusammen. Aus Not holzten die Menschen viele Wälder ab, um ihre Häuser zu heizen. Zugleich wurden immer mehr Wald- und Wiesenflächen intensiv beweidet. Das verstärkte im ohnehin karg bewachsenen kaukasischen Hochland die Bodenerosion. Bis heute gibt es vielerorts keine nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Fortpflanzung ist eingeschränkt
Viele Populationen bedrohter Arten leben heute isoliert voneinander. Das verringert die Chance auf gesunden Nachwuchs. Vom stark bedrohten Kaukasus-Leopard gibt es nur noch rund 40 bis 65 Exemplare. Gerade bei einer so geringen Anzahl an Individuen ist es wichtig, dass sich die verbleibenden Tiere gut vermischen.
Wilderei
Viele Tierarten fallen der anhaltenden Wilderei zum Opfer. Die einheimische Bevölkerung ist auf das Fleisch oder die Einkünfte angewiesen. Es ist dringend nötig hier Alternativen zu schaffen.
Naturschutz verbindet
All diesen Herausforderungen zum Trotz konnte der WWF mithelfen, das Naturerbe in weiten Teilen der Region zu bewahren.
Seit Eröffnung des ersten WWF-Projektbüros in der georgischen Hauptstadt Tiflis 1992 haben wir grundsätzlich alle Akteure in die Projektarbeit einbezogen. Unser oberstes Ziel ist, die ökologischen Schätze zu erhalten und die Lebensgrundlage der Bevölkerung in allen Kaukasus-Ländern zu sichern – auch über Grenzen hinweg. 2006 ist so der länderübergreifende Naturschutzplan entstanden: eine wichtige Grundlage unserer Arbeit. Damit bekamen viele unserer Naturschutzprojekte auch etwas Friedensstiftendes. Mit jedem neuen Projekt wächst das gegenseitige Vertrauen, und alte Streitereien können nach und nach beigelegt werden.
Gemeinsam mit den Schutzgebietsverwaltungen und lokalen Behörden siedeln wir auch verschiedene heimische Tierarten wieder an. Die Bekämpfung der Wilderei ist ein weiterer wichtiger Punkt auf dem Weg zu einem gesunden Ökosystem – in dem Mensch und Natur in Harmonie leben können. Und dazu gehört letztlich auch eine nachhaltige Nutzung der Wälder.
Schutzgebiete einrichten, verbessern und erweitern
Unser oberstes Ziel ist, Naturschutzgebiete länderübergreifend zu erweitern, das Management zu verbessern und die Gebiete durch grüne Korridore miteinander zu verbinden – immer in enger Absprache mit der lokalen Bevölkerung.
Was Sie tun können
Unterstützen Sie uns als WWF-Mitglied, Schutzgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten aufzubauen und die Ranger in Ihrer Arbeit zu unterstützen. Oder finden Sie heraus, wie gross Ihr persönlicher ökologischer Fussabdruck ist und verbessern Sie diesen durch bewusstes, nachhaltiges Handeln.