08. November 2024 — Medienmitteilung

WWF-Nachhaltigkeitsrating 2024: Fortschritte bei den Hochschulen, Lehre hinkt nach

Hochschulen sind zentrale Akteure für die Nachhaltige Entwicklung von Gesellschaft und Wirtschaft. Heute veröffentlicht der WWF Schweiz zum vierten Mal das Nachhaltigkeits-Rating der Schweizer Hochschulen. Trotz grosser Fortschritte, insbesondere in den Bereichen Governance und Betrieb, bleiben Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) im Lehrangebot unterrepräsentiert und benötigen gezielte Förderung.

•    17 von 29 Hochschulen befinden sich im oberen Mittelfeld. Das zeigt, dass eine kritische Anzahl Hochschulen Nachhaltigkeit in ihren Abläufen, Strukturen und Kernaufgaben integriert.

•    Nachhaltigkeit wird in der Lehre unzureichend eingebunden, da sie für viele Studierende noch immer als vernachlässigbare Option angeboten wird, anstatt integraler Bestandteil des gesamten Studienverlaufs zu sein.

•    Trotz grundlegender Unterschiede zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen erreichen einige dieser Institutionen dennoch die Kategorie „ambitioniert“: Die vier Hochschulen, die am besten abschneiden sind die Universität Lausanne (UNIL), die Universität Bern (UNIBE), die Berner Fachhochschule (BFH) und die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH).
    
Zitate von Leo Gilliard, Verantwortlicher «Nachhaltige Hochschulen» beim WWF Schweiz

“Seit dem ersten Rating vor sieben Jahren wurde ein grosser Schritt nach vorne gemacht. Heute befassen sich alle Schweizer Hochschulen mit dem Thema Nachhaltigkeit - wenn auch in unterschiedlichem Ausmass.”

“Um die Integration der Nachhaltigkeit in die Lehre zu stärken, wäre ein nationaler Förderfonds notwendig, der speziell darauf abzielt, Initiativen im Bildungsbereich zu finanzieren und ihre langfristige Wirkung zu sichern. Ein solches Förderprogramm in Höhe von 20 Millionen für 2025-2028 liegt derzeit auf dem Tisch der Politik, droht aber den Sparmassnahmen zum Opfer zu fallen. Es wäre sehr bedauerlich, wenn diese Gelegenheit verpasst würde.“

“Das Rating sollte nicht als direkter Vergleich der Hochschulen betrachtet werden, sondern als Benchmarking mit dem WWF-Ideal einer nachhaltigen Hochschule. Die Bewertung berücksichtigt den spezifischen Typ und die besonderen Merkmale der Hochschulen, so dass direkte Vergleiche zwischen ihnen nur bedingt möglich sind.“

Der WWF hat nach den Ratings 2017, 2019 und 2021 zum vierten Mal alle anerkannten Universitären Hochschulen und Fachhochschulen sowie die acht grössten Pädagogischen Hochschulen (30 Institutionen, wovon sich nur eine nicht beteiligt hat) bezüglich der Verankerung der Nachhaltigkeit analysiert. In Zusammenarbeit mit econcept AG wurden 11 Kriterien in den Dimensionen Strategie, Prozesse, Organisation, Stakeholder und Output untersucht. Durch die Evaluation dieser Dimensionen kann beurteilt werden, wie Nachhaltigkeit in der langfristigen Strategie, bei der Umsetzung in Prozessen, im Alltag, in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren sowie in den effektiven Ergebnissen im Bereich Lehre verankert ist.

Um Nachhaltigkeit noch stärker zu verankern, empfiehlt der WWF:  

Nachhaltigkeit in der Lehre stärken: Nachhaltigkeit sollte sowohl fachspezifisch als auch interdisziplinär in die Lehrpläne aller Disziplinen integriert werden. Es ist wichtig, dass sich Studierende bereits ab dem ersten Studienjahr mit den Herausforderungen der Nachhaltigkeit auseinandersetzen und dass Dozent:innen durch Fortbildungen in Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützt werden. So erwerben Studierende ein fundiertes Verständnis für komplexe globale Probleme und lernen, wie sie durch ihre Disziplin zu nachhaltigen Lösungen beitragen können.

Transfer in Gesellschaft und Wirtschaft stärken: Um den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in der realen Welt zu begegnen, sollten die Hochschulen transdisziplinäre, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strukturen schaffen, um gezielt mit lokalen Akteuren, der Zivilgesellschaft, Unternehmen und Behörden zusammenzuarbeiten und innovative Forschungs- und Lehr-/Lernansätze wie Living Labs und Service-Learning zu nutzen.


Hintergrund:

Die Rating-Studie «WWF University Rating 2024» finden Sie hier
 

Kontakt: 
Pierrette Rey, Mediensprecherin, WWF Schweiz, pierrette.rey@wwf.ch, 021 966 73 75.