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Bananen

Auf dem Weg zur besseren Banane

Bananen sind nach Äpfeln das beliebteste Obst in der Schweiz. Rund 11 Kilogramm Bananen essen Schweizerinnen und Schweizer pro Jahr. Doch der Bananenanbau geht mit einer Vielzahl an ökologischen und sozialen Problemen einher. Hier setzt das WWF-Projekt für einen verantwortungsvolleren Bananen-Anbau an.  

Bananen werden auf riesigen Farmen angebaut. Das bleibt nicht ohne Folgen. Denn die Früchte werden mit viel Wasser und Dünger «gefüttert» und mit hohen Mengen von Pestiziden vor Insekten, Unkraut und Pilzbefall geschützt. Die bessere Wahl zu herkömmlichen konventionellen Bananen sind Bio-Bananen. Doch sie lassen sich aus klimatischen Gründen nicht überall anbauen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach konventionellen Bananen weiterhin gross. 68 Prozent der in der Schweiz verzehrten Bananen stammen aus dieser Anbauform (Stand 2020). Genau da setzt das Projekt für einen verantwortungsvolleren konventionellen Bananenanbau von WWF, der Deutschen Supermarktkette EDEKA und der Migros an. Das Ziel ist, die Produktion von Bananen aus nicht-bio beziehungsweise nicht-fairtrade Anbau sozialverträglicher und ökologischer zu machen.  

Welchen Anteil haben Bio-Bananen am Sortiment?

Konventionell angebaute Bananen
Biologisch angebaute Bananen

Anteil konventioneller und Bio-Bananen in der Schweiz im 2020. Quelle: Nielsen Schweiz, BLW Retail-/Konsumentenpanel.

Um am Projekt teilnehmen zu können, durften die Projektfarmen in Kolumbien und Ecuador zehn Jahre vor Beginn des Projekts (2004) keine Naturflächen in Anbaufläche umgewandelt (Landnutzungswandel) und dürfen keine Pflanzenschutzmittel der Gefährdungsklasse WHO I a+b mehr auf der Anbaufläche einsetzen. Alle teilnehmenden Farmen müssen zu Projektbeginn Rainforest Alliance zertifiziert sein. 

Der WWF entwickelte mit unabhängigen Expertinnen und Experten weitere Anforderungen, die in 77 umzusetzende Massnahmen mündeten und auf sechs Themenfelder einzahlen. Fortschritte und die Einhaltung der Massnahmen werden zweimal jährlich durch externe Auditoren überprüft. 

Die sechs Themenbereiche sind: 

  1. Natürliche Ökosysteme: Das Ökosystem Regenwald und seinen Artenreichtum schützen.

  2. Wassermanagement: Kostbares Süsswasser vor Verunreinigung schützen und einsparen. 

  3. Abfallmanagement: Den Abfall besser entsorgen und ein Abfallmanagementsystem aufzubauen helfen. 

  4. Integriertes Anbaumanagement: Die Böden schonen und deren Gesundheit fördern. 

  5. Klimaschutz: Das Klima schützen durch weniger Düngemittel. 

  6. Soziale Verantwortung: Die Arbeitskräfte schützen und absichern. 

Das Projekt für einen verantwortungsvolleren konventionellen Bananenanbau verfolgt einen integrierten Ansatz, bei dem das gesamte Ökosystem und das Umfeld der Farmen betrachtet wird und nicht, wie im konventionellen Anbau üblich, die einzelne Pflanze. Das ist wichtig, um nachhaltige Veränderungen und ein Umdenken des Farmmanagements zu erzielen. Die praktischen landwirtschaftlichen Massnahmen umfassen sämtliche Dimensionen der Ökosysteme (Wasser, Boden, Luft) und des Farmbetriebs (Soziales, Abfall, Management). Die MitarbeiterInnen auf den Farmen werden in Schulungen zu Themen der Nachhaltigkeit weitergebildet.

Erste Projekterfolge

Ressourcen schützen

Zwischen 2018 und 2019 wurde der Wasserverbrauch um 78% reduziert 

  • Angrenzend an die Farmen wurden knapp 90 Hektar an Schutzzonen für den Erhalt von Ökosystemen und Artenvielfalt eingerichtet. Neu geschaffene Schutzzonen zwischen Ökosystemen und angrenzender Anbaufläche lassen neue Lebensräume entstehen und verhindern zugleich, dass die mit Düngemitteln und Pestiziden behandelten Flächen der Bananenfarmen nicht die benachbarten Flüsse oder Wälder verschmutzen. 

  • Alle Farmen verfügen über Wasseraufbereitungsanlagen. Der Wasserverbrauch zum Waschen der Bananen konnte zwischen 2017 und 2019 um 78 Prozent verringert werden.  

  • Seit Anfang 2020 sind alle Projektfarmen in Kolumbien Partner von Alliance for Water Stewardship (AWS) mit der weltweit ersten AWS-Zertifizierung im Bananensektor ausgezeichnet, ebenso bekamen zwei Farmen in Ecuador die AWS-Zertifizierung. Die Projektfarmen sind somit Water Stewardship-Pioniere im weltweiten Bananensektor und zeigen, dass nachhaltiges Wassermanagement auf der Farm sowie im Flusseinzugsgebiet möglich ist. 

  • Mitarbeitende, die mit gefährlichen Chemikalien umgehen müssen, sind zur eigenen Sicherheit jetzt besser geschult. 

  • Alle Arbeitskräfte haben feste Arbeitsverträge und wurden ins gesetzliche Sozialversicherungssystem aufgenommen, um sie im Falle von Krankheiten, Arbeitsunfällen/ -unfähigkeit oder Arbeitslosigkeit abzusichern. Der Arbeitsschutz bei der Feldarbeit wurde durch Schulungen und entsprechende Schutzkleidung stark verbessert. Zudem steht den Mitarbeitern neu eine zuständige Person für Gesundheitsfragen (auch psychische Gesundheit) zur Verfügung. 

Was verspricht sich der WWF vom Projekt?

Die Banane ist auf dem Schweizer Markt zwar die Frucht mit dem höchsten Bioanteil (32 Prozent). Der Anteil konventionell angebauter Bananen bleibt aber gross, ebenso die ökologischen und sozialen Probleme, die in Ländern wie Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica durch den grossflächigen konventionellen Anbau entstehen. Aus Sicht des WWF reicht es nicht aus, diese Probleme nur aufzuzeigen. Er möchte sie auf Farmebene angehen. Die Erfahrungen aus dem Projekt mit den beteiligten Farmen können für viele weitere Farmen den Weg zu einem umwelt- und sozialverträglicheren Anbau aufzeigen. Einige der Ziele gehen über den EU Bio-Standard hinaus, z.B. beim Arten- und Süsswasserschutz. 

Wie gross ist das Projekt?

Aktuell arbeitet der WWF mit rund 20 Farmen auf einer Fläche von knapp 4000 Hektar in Ecuador und Kolumbien 

Was passiert konkret vor Ort auf den Farmen?

Die Liste ist lang. Einige Beispiele: Die Banane braucht im Anbau rechnerisch bis zu 160 Liter Wasser pro Frucht. Deshalb wurden die Bewässerungssysteme verbessert und Wasseraufbereitungsanlagen zum Waschen der Früchte eingeführt. In Kolumbien wurde beispielsweise eine effizientere Zuteilung von Sprengern erreicht, die Antriebe der alten Sprenganlagen durch neue ersetzt und in eine teilweise Automatisierung der Systeme investiert. Die Farmen sind von reinen Wasserverwendern zu Wasserverwaltern geworden. In Kolumbien hat der WWF mit seinen Partnern eine "Water-Stewardship-Plattform" eingerichtet, um die Region für ein besseres Wassermanagement zu gewinnen. Farmen, Firmen, Behörden und Vertreter der Bevölkerung des Einzugsgebiets besprechen die Nutzung des knappen Guts und nehmen Rücksicht aufeinander. Seit Anfang 2020 sind alle Projektfarmen in Kolumbien Partner von Alliance for Water Stewardship (AWS) mit der weltweit ersten AWS-Zertifizierung im Bananensektor ausgezeichnet, ebenso bekamen zwei Farmen in Ecuador die AWS-Zertifizierung. Damit sind sie Water Stewardship-Pioniere. 

Ist die Banane aus dem WWF-Projekt besser als die Bio-Banane?

Aus ökologischer Sicht ist Bio die erste Wahl. Bei den Bio-Bananen sind bereits starke Partner wie z.B. Max Havelaar involviert und sichern einen hohen Standard. Der WWF sieht jedoch auch bei nicht-Bio bzw. nicht-Fairtrade angebauten Bananen eine grosse Dringlichkeit, die Produktion sozialverträglicher und ökologischer zu gestalten und damit die Umwelt zu entlasten und die sozialen Zustände zu verbessern. Denn der Bio-Produktionsstandard ist nur an höheren und trockeneren Standorten anwendbar. Viele Bananenanbauregionen liegen in klimatisch sehr feucht-warmen Regionen, hier ist der Anbau gänzlich ohne synthetische Pestizide nicht umsetzbar. 

Im WWF-Projekt geht es darum, das Standardsortiment von Bananen bei der Migros sozialverträglicher und ökologischer zu gestalten und damit die Umwelt zu entlasten. Diese Bananen sind nach GlobalGAP und durch Rainforest Alliance (RFA) zertifiziert. Zusätzlich zu dieser Zertifizierung gibt es für die Bananen aus dem WWF-Projekt 77 weitere Massnahmen. Sie zielen auf die Verbesserung von natürlichen Ökosystemen, Wassermanagement, ein integriertes Anbaumanagement, Klimaschutz, Abfallmanagement und soziale Verantwortung ab. Was Themen wie Düngemittel- oder Pestizideinsatz angeht, liegt die Projektbanane jedoch als konventionelle Banane unter dem Bio-Standard.  

Ist der Einsatz von Pestiziden bei der Projektbananen erlaubt?

Ja, der Einsatz von Pestiziden ist teilweise erlaubt und orientiert sich am integrierten Pflanzenschutz. Das heisst: reduzierter und noch verantwortungsvollerer Einsatz von Pestiziden. Er soll mehr und mehr durch mechanische Methoden wie Unkraut jäten ersetzt werden, was natürliche Pflanzendecken auf den Produktionsflächen und an den Bewässerungskanälen fördert. So werden Böden und Wasser unter anderem vor Chemikalien geschützt. 

Beim konventionellen Bananenanbau unter den feucht-warmen Klimabedingungen führt aber kein Weg am Einsatz von Pestiziden vorbei. Bei den Projektbananen dürfen keine Pestizide zum Einsatz kommen, die gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Gefährdungsklassen 1a+b zählen (extrem gefährlich und hochgefährlich). Für Pestizide der WHO-Gefährdungsklasse 2 (minder gefährlich) erarbeiten die Farmen Reduktionspläne und setzen diese innerhalb einer definierten Frist um.