Kambodscha: Klimafreundlicher Tourismus
Der Tourismus ist einer der Hauptwirtschaftszweige in Kambodscha – und ein besonders energieintensiver. Der WWF setzt sich deshalb mit lokalen Gemeinschaften dafür ein, Solarenergie und effiziente Kühlgeräte in Hotels und Ökoresorts zu etablieren.
Der Tourismussektor machte vor der Covid-Krise 21 Prozent des kambodschanischen Bruttoinlandprodukts aus. In der für den Schutz bedrohter Arten prioritären Landschaft «Mekong Flooded Forest» ist der Ökotourismus eine der wichtigsten nachhaltigen Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung.
Der Mekong Flooded Forest ist eine einzigartige Landschaft von 27’000 Quadratkilometern, etwa zwei Drittel der Fläche der Schweiz. Sie besteht aus Süsswasser-Ökosystemen wie Feuchtgebieten und sandigen, felsigen Flusslebensräumen. Das Gebiet liegt im Norden und Zentrum Kambodschas. Es grenzt an Laos und verläuft entlang des 180 Kilometer langen Mekongs. Die tiefen Süsswasserbecken beherbergen einen der weltweit vielfältigsten und aussergewöhnlichsten Lebensräume für schätzungsweise 411 Arten von Binnenfischen, 37 Säugetierarten, 281 Vogelarten, 52 Reptilien- und Amphibienarten sowie 674 Arten von Pflanzen. Die Landschaft ist Lebensraum für viele bedrohte Arten, darunter einige der letzten südostasiatischen Populationen von Süsswasserdelfinen und von Vogelarten, die vom Aussterben bedroht sind, wie der Weissschulteribis und die Flussseeschwalbe. Und rund 140’000 Menschen leben hier.
Während der Covid-Krise gingen die Touristenzahlen in Kambodscha um 80 Prozent zurück. Für das Land bedeutete dies einen dramatischen Rückgang der Einnahmen und für viele kleine Unternehmen gar den Verlust der Lebensgrundlage. Einige Menschen im Mekong Flooded Forest mussten auf nicht nachhaltige Einkommensquellen zurückgreifen, wie etwa illegalen Holzeinschlag und Wilderei.
Solarenergie statt Wasserkraftwerke
Der Tourismussektor hat das Potenzial zum Treiber der Energiewende in Kambodscha. Die Energienutzung des Sektors ist heute aber noch ineffizient, und die Stromkosten für Hotels gehören zu den höchsten in der Region. Besonders markant: Bis zu 50 Prozent der Energiekosten in den Tropen entfallen auf Klimaanlagen.
Der WWF unterstützt deshalb die Installation von Solaranlagen und energieeffizienten Kühlungslösungen in Hotels und gemeinschaftsbasierten Ökotourismus-Anlagen. Im Fokus steht die Zusammenarbeit mit Frauen, da sie in diesem Wirtschaftszweig die Mehrheit bilden. Darüber hinaus wird der Zugang zu nachhaltigen Energielösungen die Lebensgrundlage der Menschen, besonders derjenigen, die im Ökotourismus arbeiten, verbessert und somit der Druck auf die natürlichen Ressourcen verringert.
Frauen als Energiemanager
Weniger als 10 Prozent der Energiemanager in Hotels sind Frauen, obwohl sie 50 Prozent des Hotelpersonals ausmachen. Arbeiten im Zusammenhang mit Energie werden in Kambodscha als männliche Tätigkeiten angesehen. Der WWF setzt sich daher dafür ein, dieses Bild zu ändern, und arbeitet gezielt mit Frauen zusammen. Denn gerade die gemeindebasierten Ökotourismus-Angebote im Mekong Flooded Forest werden hauptsächlich von Frauen geführt. Der WWF vermittelt ihnen und den weiteren teilnehmenden Hotelfachleuten Wissen über saubere Energie und Energieeffizienz. Ausserdem gibt es ein Gender-Champion-Programm, das weibliche Mitarbeitende einbezieht, um ihr Engagement für Energiemanagement und nachhaltige Praktiken zu stärken. Das Programm soll Genderstereotype abbauen und zeigen, dass Frauen Energiefragen in Hotels genauso professionell wie Männer managen.
Unser Ziel: Energiewende im Tourismussektor
Das Ziel des WWF in Kambodscha: Bis 2030 findet eine nachhaltige Energiewende im kambodschanischen Tourismussektor statt, angetrieben durch die umfangreiche Einführung von Solaranlagen und effizienten Kühllösungen in Hotels, Öko-Resorts und gemeindebasierten Ökotourismus-Angeboten. Die Erfahrung aus früheren Solarprojekten hat gezeigt, dass Photovoltaik-Anlagen wenige Monate nach der Abreise der Organisation, die das Projekt initiiert hatte, nicht mehr betriebsbereit waren: Die technischen Fähigkeiten für den Betrieb und die Wartung der Anlagen war nicht ausreichend an die Menschen vor Ort weitergegeben worden.
Der WWF schult deshalb die Gemeindemitglieder insbesondere auch in Technik und Wartung, damit sie die Leistungsfähigkeit der Anlagen dauerhaft gewährleisten können. Wir achten dabei auf einen Frauenanteil von mindestens 50 Prozent. Darüber stellt der WWF den Kontakt zwischen Gemeindemitgliedern und Anlagenanbietern her, damit grössere Probleme schnell an die zuständige Person weitergeleitet werden können. Dieser Ansatz gewährleistet einen nachhaltigen und langfristigen Betrieb der Solarenergiesysteme und kann auf andere Gemeinden, die Solarenergie nutzen, ausgeweitet werden.
Was Sie tun können
Helfen Sie uns mit einer Spende, gemeinsam mit Menschen auf der ganzen Welt, damit wir Massnahmen gegen den Klimawandel entwickeln und umsetzen können. Als Mitglied geben Sie unserer Stimme zusätzliches politisches Gewicht.
Dieses Projekt wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) mit Kernbeiträgen unterstützt.