Mekong – Lebensader Südostasiens
Mutter aller Wasser
Der Mekong – längster Fluss Südostasiens und Lebensgrundlage für 60 Millionen Menschen. Er versorgt die Bevölkerung in seinem Einzugsgebiet mit Fisch und Wasser und ist die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Auf einer Länge von 4800 Kilometern fliesst er durch einmalige, artenreiche Landschaften in sechs Ländern.
Der mächtige Mekong entspringt im tibetischen Hochland und ergiesst sich im vietnamesischen Delta ins Chinesische Meer. China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam – für sie alle ist der Fluss von grosser Bedeutung. Die Mekong-Region ist ein Juwel der biologischen Vielfalt, in dem bis heute jedes Jahr neue Arten entdeckt werden. Das Gebiet ist auch die Heimat vieler bedrohter Tierarten – hier leben Tiger, Saolas, Asiatische Elefanten, Irawadi-Fussdelfine und die bis zu 600 Kilogramm schweren Mekong-Stachelrochen.
Die Mekong-Region gehört zu den wichtigsten Reisanabaugebieten, und der Fischreichtum im Mekong ist Nahrungs- und Einkommensquelle: Jährlich werden 2 Millionen Tonnen Fisch gefangen.
Die rasante wirtschaftliche Entwicklung gefährdet jedoch die natürlichen Ressourcen der Region. Nicht nachhaltig geplante Infrastrukturbauten schaden dem Flusssystem, und die jahrzehntelange Abholzung hat grosse Waldflächen zum Verschwinden gebracht. Der Klimawandel ist eine grosse Bedrohung für die Nahrungssicherheit der Region. Auch die reiche Artenvielfalt ist in Gefahr, weil der illegale Handel mit Wildtieren boomt. Um den natürlichen Reichtum der Region zu erhalten, setzt sich der WWF für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und den Schutz von ausgewählten Gebieten ein.
Rasante Entwicklung gefährdet das reiche Ökosystem
Die Abhängigkeit der Menschen von ihrer natürlichen Umgebung ist in der Mekong-Region besonders gross. Produktive Böden, ein reiches Flusssystem und grosse Waldgebiete sind die Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung. Fischerei, Landwirtschaft, Forstindustrie und Energieproduktion treiben jedoch den Raubbau an der Natur zu weit. Klimawandel und Handel mit bedrohten Tierarten setzen der Region zusätzlich zu.
Infrastruktur-Entwicklung
In den letzten 20 Jahren ist die Mekong-Region wirtschaftlich massiv gewachsen. Dafür wurden Wälder, Flüsse und Fischbestände übernutzt. Der Entwicklungsboom dauert an und bringt vielen Menschen auch eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Doch es gibt auch Verlierer: Minen, Dämme und Strassen werden oft mit wenig Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und die Natur gebaut und richten grossen Schaden an. Riesige Wasserkraft-Projekte im Mekong gefährden die Fischbestände, industrielle Abwasser verschlechtern die Wasserqualität und Sand- und Kiesabbau entwerten die Uferzonen. Der Sand könnte aber auch bald im Delta fehlen. Und damit würde eine der grössten Reisanbauregionen in Vietnam zerstört.
Abholzung
Die Mekong-Region war in den frühen 1970er-Jahren zu über 55 Prozent mit Wald bedeckt – heute sind es noch 34 Prozent. Bevölkerungswachstum, Wirtschaftsboom und schlecht geplante Landnutzung hinterliessen einen fragmentierten Wald, der sich teilweise schon stark verändert hat. Wildtiere haben ihren Lebensraum verloren und können ihren traditionellen Wanderrouten nicht mehr folgen. Die Populationen leben isoliert voneinander und werden verwundbarer. Viele Arten sind heute gefährdet.
Illegaler Handel mit Wildtieren
Das goldene Dreieck, die Grenzregion von China, Myanmar, Laos und Thailand ist eine globale Drehscheibe für illegalen Handel mit Wildtieren. Der steigende Wohlstand der Mittelklasse in China befeuert die Nachfrage nach Wildtier-Produkten. Tiger, Elefanten, Leoparden und Nashörner werden als Statussymbole oder Delikatessen gesehen. Die Produkte mancher Tiere gelten als Heilmittel. In der Folge hat die Wilderei weltweit stark zugenommen. Die Bestände von Elefanten und Nashörnern in Asien und Afrika gehen drastisch zurück. Die Tigerbestände waren 2010 auf rund 3200 Tiere gesunken und erholen sich nur ganz langsam und unter grossem Einsatz von Regierungen und Schutzorganisationen. Das Millionengeschäft boomt – geschätzte 3700 bis 4500 Tonnen Wildtierprodukte werden allein in Vietnam jedes Jahr illegal gehandelt.
Klimawandel
Bereits heute sind die Auswirkungen des Klimawandels in der Mekong-Region spürbar. Die Temperaturen steigen, Regenzeiten verändern sich, und steigende Meeresspiegel gefährden Küstengebiete und ihre Bewohner. Wasserknappheit, Dürreperioden und Überflutungen verringern die landwirtschaftliche Produktivität und können Nahrungsknappheit, Arbeitslosigkeit und Armut zur Folge haben.
Wachstum nachhaltig gestalten im Mekong
Der WWF engagiert sich bereits seit den frühen 1980er-Jahren in der Mekong-Region. Unsere Arbeit hat zum Ziel, das reiche Ökosystem zu erhalten. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung hängt direkt von den natürlichen Ressourcen ab. Deshalb liegt der Fokus unserer Arbeit nicht nur auf dem unmittelbaren Schutz der Natur, sondern auch auf der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, mit Regierungen und der lokalen Bevölkerung.
Für die nachhaltige Entwicklung in der Mekong-Region verfolgt der WWF verschiedene Strategien: Wir arbeiten mit Partnern in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zusammen, um die nachhaltige Nutzung der Ressourcen zu fördern. Die Zertifizierung von Waldnutzung und Fischereibetrieben sind dabei wichtige Instrumente. Bereits über 107'300 Hektaren Waldfläche wurden bis zum Jahr 2015 nach dem FSC-Standard zertifiziert.
Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Wasserkraftnutzung ein. Unser Ziel ist es nicht, Energie aus Wasserkraft zu verhindern. Aber Staudämme sollen dort gebaut werden, wo ihre negativen Auswirkungen auf das Flusssystem relativ gering sind. Wissensaufbau ist dafür eminent wichtig. Deshalb arbeiten wir mit Wissenschaftlern zusammen, welche die negativen Auswirkungen von Dämmen erforschen und aufzeigen.
Zudem setzen wir uns für ein verbessertes Management von Schutzgebieten ein. Damit Verstösse besser geahndet werden können, unterstützen wir beispielsweise die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, helfen bei der Ausbildung von Wildhütern und konfrontieren Länder mit Lücken in ihrer Gesetzgebung und Strafverfolgung. Tiger, Saolas, Asiatische Elefanten, Irawadidelfine, Riesenwelse und Nashörner sollen weiter in der Region leben.
Zusammenarbeit im Mekong-Gebiet
Ein Teil unserer Projekte in der Mekong-Region haben den Schutz bedrohter Tierarten und Lebensräume im Fokus, beispielsweise durch die Bekämpfung der Wilderei oder den Waldschutz. Im Rahmen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung arbeiten wir an der Verbesserung der Nachhaltigkeit der Fischerei, an der Zertifizierung von Wäldern und an der Entwicklung einer umweltfreundlichen Energieproduktion.
Was Sie tun können
Die Mekong-Region steht unter erheblichem Druck. Nicht zuletzt, weil Konsumenten in entwickelten Ländern nach Fisch verlangen. Unterstützen Sie uns, indem Sie sich über nachhaltig produzierten Fisch informieren und ihren Konsum entsprechend gestalten. Unsere Arbeit vor Ort können Sie beispielsweise mit einer Spende für den Lebensraum des Tigers oder als WWF-Mitglied unterstützen.