Glaubwürdiger Klimaschutz in Unternehmen
Die Erarbeitung und Umsetzung einer glaubwürdigen und wirksamen Klimastrategie stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Der WWF verfügt über ein grosses Netzwerk, viel Erfahrung und Fachwissen. Mit unseren Tools und Ressourcen unterstützen wir Unternehmen dabei die Herausforderung Klimastrategie anzugehen.
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Wirtschaft & MärkteKlimaschutz ist das grosse Thema, auch für Unternehmen. Neue Richtlinien und Gesetze werden erlassen, gleichzeitig steigt der Druck von Investor:innen, Mitarbeitenden und auch von Kundinnen und Kunden. Sie fordern von den Unternehmen möglichst klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen oder gar eine Neuausrichtung des Geschäftsmodells.
Der WWF beschreibt in seinem Leitfaden «Fit für Paris» die zentralen Elemente einer glaubwürdigen und wirkungsvollen Klimastrategie.
1. Treibhausgasinventar
Die Entwicklung einer glaubwürdigen Klimastrategie ist anspruchsvoll. Um die Dekarbonisierung ernsthaft anzugehen, muss ein Unternehmen in einem ersten Schritt seine Emissionen kennen. Im Treibhausgasinventar werden die direkten (Scope 1) und indirekten Emissionen (Scope 2–3) aufgeführt.
- Zu den Scope-1-Emissionen zählen die direkten Emissionen von Quellen, die vom Unternehmen kontrollierten werden oder dem Unternehmen gehören. Beispiele dafür sind Emissionen, die durch die Gebäudeheizung oder durch die Verbrennungsmotoren der eigenen Fahrzeugflotte entstehen.
- Scope 2 umfasst Emissionen, die bei der Erzeugung von eingekaufter Energie entstehen, zum Beispiel bei der Produktion von verbrauchtem Strom oder Fernwärme.
- Bei Scope 3 werden zusätzlich alle indirekten Emissionen – über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg – berücksichtigt. Beispiele sind Emissionen der eingekauften Güter und Dienstleistungen, vom Transport oder von der Weiterverarbeitung und Nutzung der Produkte.
In den meisten Fällen liegt der grösste Teil der Emissionen in den Wertschöpfungsketten, also im Scope 3. Für einen wirksamen Klimaschutz ist es entscheidend, dass Unternehmen nicht nur ihre betrieblichen Emissionen berücksichtigen, sondern auch ihre Scope-3-Emissionen reduzieren.
Fazit: Das Treibhausgasinventar sollte dem Greenhouse Gas Protocol folgen und idealerweise jährlich aktualisiert und offengelegt werden. Vorreiter in Sachen Transparenz legen zusätzlich sämtliche weiteren relevanten Informationen offen wie Klimaziele, Advocacy-Aktivitäten, Positionen oder die Finanzierung von Klimaschutz. Dies geschieht am besten über Plattformen wie CDP.
2. Emissionsreduktion entlang wissenschaftsbasierter Klimaziele
Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss jedes Unternehmen einen fairen und messbaren Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Um aktuelle klimawissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Ziele zu übersetzen, gründete der WWF 2015 mit verschiedenen Partnern die Science Based Targets Initiative (SBTi).
Dank starker Nachfrage von Seiten der Unternehmen hat sich die SBTi in den letzten Jahren zum inoffiziellen Standard für unternehmerische Klimaziele entwickelt. Bis Mitte 2024 sind über 9000 Unternehmen Teil der SBTi geworden, über 6000 davon bereits mit validierten Zielen.
219 SBTi-Unternehmen in der Schweiz (committed & targets set), davon 147 mit validierten Zielen (near-term), grosse Mehrheit davon 1,5-Grad-Ziel. 57 davon KMU (gut 1/3).
Wissenschaftsbasierte Klimaziele sind die Eckpfeiler wirksamer Klimastrategien. Sie bestimmen das Ambitionsniveau, indem sie genau vorgeben, wie viele Emissionen bis wann reduziert werden müssen. SBTi-konforme Ziele bieten Unternehmen nicht nur eine Orientierung zur Reduktion ihrer Emissionen. Sie helfen auch dabei, das Risikomanagement zu verbessern, und liefern wichtige Impulse für Innovation, sie erleichtern den Zugang zu Kapitalmärkten und bereiten Unternehmen auf künftige regulatorische Anforderungen vor.
Mit der Zielsetzung allein ist es noch nicht getan. Um ehrgeizige Ziele zu erreichen, benötigen Unternehmen robuste Transitionspläne, die aufzeigen, wie sie ihr Geschäftsmodell am 1,5-Grad-Szenario ausrichten werden. Dazu gehören Massnahmen, mit denen die Dekarbonisierung umgesetzt wird, ein Plan, wie diese finanziert werden, und wie das Thema im Geschäft eingebettet wird.
Fazit: Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Emissionen drastisch reduzieren. Die SBTi hilft, wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen, und schafft damit Voraussetzungen, Emissionen zu senken und Innovationen zu fördern. Transitionspläne helfen, die Planung, Umsetzung und Finanzierung der Massnahmen sicherzustellen und Unternehmen in die Netto-null-Welt zu begleiten.
3. Zusätzliche Finanzierung von Klimaschutz
Unternehmen müssen vorrangig ihre eigenen Emissionen senken. Zusätzlich sollten sie den Klimaschutz mit finanziellen Beiträgen unterstützen. Als Best Practice gilt, diesen Betrag über eine Bepreisung der ausgestossenen Emissionen zu bestimmen, der idealerweise den tatsächlichen Klimaschäden dieser Emissionen entspricht (Klimafolgekosten).
Dieses Budget soll in den Klimaschutz fliessen, um dort das Maximum für Mensch, Natur und Klima zu bewirken – losgelöst von handelbaren CO2-Zertifikaten und ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette. Das können ganzheitliche Klimaschutzprojekte und -programme sein oder auch transformationsfördernde Aktivitäten in den Bereichen Innovation und Advocacy .
Unternehmen leisten so einen Beitrag an das globale Netto-null-Ziel über die eigene Dekarbonisierung hinaus. Weitere Informationen und Beispiele hat der WWF in seinem Leitfaden zur zusätzlichen Klimafinanzierung zusammengefasst.
Fazit: Ergänzend zur Reduktion ihrer Emissionen sollten Unternehmen finanzielle Klimaschutz-Beiträge leisten. So können sie die Verantwortung für ihren Treibhausgas-Ausstoss auf dem Weg Richtung Netto-null übernehmen.
4. Engagiertes öffentliches Eintreten und Fürsprache für Klimaschutz
Klare Signale aus der Wirtschaft an die Politik und Öffentlichkeit sind enorm wichtig. Darum ist es entscheiden, dass Unternehmen öffentlich zu ihrem Klimaengagement stehen und auf verschiedenen Eben aktiv sind.
Unternehmen sollen sich für klimafreundliche Rahmenbedingungen starkmachen. Zum Beispiel indem sie am politischen Prozess teilnehmen oder sich in ihrem Branchenverband für den Klimaschutz engagieren. Zusätzlich können Unternehmen Mitarbeitende, Zuliefernde, Partner und Kund:innen für den Klimaschutz mobilisieren. Nicht zuletzt werden so bessere Voraussetzungen für die eigene Dekarbonisierung geschaffen.
Fazit: Unternehmen, welche es ernst meinen mit dem Klimaschutz engagieren sich auch öffentlich und politisch. In dem Klimaschutz-Advocacy Leitfaden hat der WWF dazu konkrete erste Schritte und Massnahmen vorgeschlagen.