Madagaskar – Paradies der Artenvielfalt
Einzigartiger Lebensraum für einmalige Bewohner
Lemuren, Schildkröten, Chamäleons oder Baobabs – sie alle sind charakteristisch für Madagaskar. Rund 5 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten weltweit sind hier zu Hause – und die meisten davon leben nur auf Madagaskar.
Trotz des bereits bekannten, immensen Artenreichtums werden jährlich neue Arten auf Madagaskar entdeckt. Die Insel hat sich durch Kontinentalverschiebung vor etwa 165 Millionen Jahren vom afrikanischen Kontinent gelöst. Durch die Isolation haben sich dort Arten entwickelt, die es nirgendwo sonst gibt: 98 Prozent der Säugetiere, 91 Prozent der Reptilien und 80 Prozent der Pflanzen sind endemisch.
Die Heimat der Lemuren war früher grösstenteils bewaldet und besitzt auch heute noch 12 Millionen Hektaren Wald – von immergrünen Regenwäldern im Norden und Osten zu Trockenwäldern im Westen und Dornwäldern im Süden. Der Wald ist denn auch die Hauptquelle für die lokale Energiegewinnung und Wirtschaft. Mehr als 90 Prozent der Energie kommt von einheimischem Holz, das direkt verbrannt oder als Holzkohle genutzt wird. Die Übernutzung dieser Ressourcen hat zu einer enormen Zerstörung des Waldes geführt, die hauptsächlich auf die grosse Armut der Bevölkerung zurückzuführen ist.
Auch die vielfältigen Meeres- und Ufergebiete prägen den Charakter der Insel. Das weltweit drittgrösste Korallenriffsystem befindet sich vor Madagaskar und ist nicht nur Heimat unzähliger Meereslebewesen, sondern bildet auch die wirtschaftliche Grundlage für die Küstenbewohner. Mangrovenwälder prägen das Bild der Küsten im Südwesten Madagaskars. Sie bilden den Lebensraum für Vögel, Muscheln, Krebse und Fische. Doch auch die Meeresgebiete sind bedroht: Abholzung der Mangroven, Überfischung und Verschmutzung zerstören diese wichtigen Lebensräume. Der WWF setzt sich deshalb auf Madagaskar für den Erhalt der Wälder, der Meeresgebiete und der Artenvielfalt ein.
Bedrohtes Paradies
Nicht nur der Wald in Madagaskar ist durch den Menschen bedroht. Auch die Korallenriffe, Küsten und die dort lebenden Meeresbewohner werden von menschlichen Aktivitäten zurückgedrängt und zerstört. Hinzu kommen die illegale Jagd und der Handel mit Tier- und Pflanzenarten, die auf internationalen Märkten teuer verkauft werden.
Zerstörung des Waldes
Brandrodung, illegaler Holzschlag, Herstellung von Brennholz und Holzkohle haben zu einer drastischen Verkleinerung der Waldfläche auf Madagaskar geführt. Heute sind noch etwa 20 Prozent der Insel bewaldet, früher war fast die ganze Insel mit Wald bewachsen. Mit Brandrodung wurden grosse Flächen des madagassischen Waldes niedergebrannt, um landwirtschaftlich nutzbare Fläche für den Reisanbau zu gewinnen. Die so erzeugten Produkte sind die Haupteinnahmequelle von Madagaskars Wirtschaft. Hinzu kommt der illegale Holzschlag von gefragtem Hartholz, das auf internationalen Märkten hohe Preise erzielt.
Übernutzung von Korallenriffen und Fischbeständen
Der artenreiche Meeresbereich zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Kontinent wird stark befischt: Thunfische, Shrimps und andere Meerestiere werden hier aus der Tiefe gezogen. Die Armut führt ausserdem dazu, dass immer mehr Madegassen in der Fischerei ihr Auskommen suchen: Das ist eine weitere Belastung für die bereits angeschlagenen Bestände.
Da im Northern Mozambique Channel immer mehr Öl gefördert wird, steigt auch die Gefahr von Schiffskollisionen und Ölverschmutzung. Das Gleichgewicht dieses Meereslebensraumes ist dadurch bedroht. Der zunehmende Energiebedarf wird die Nutzung der natürlichen Ressourcen im Kanal in den nächsten Jahren weiter befeuern.
Illegale Jagd und Artenhandel
Viele der endemischen Arten auf Madagaskar sind im internationalen Handel gefragt. Gerade Reptilien sind auf Märkten in Südostasien viel Geld wert. Sie werden vom international organisierten Verbrechen auf Madagaskar gejagt und weltweit verkauft. Auch Lemuren sind Ziel von illegaler Jagd. Für die arme Bevölkerung sind die Tiere als Nahrungsquelle wichtig.
Engagement gegen die Umweltzerstörung
Das Paradies der Artenvielfalt auf Madagaskar ist durch den menschlichen Raubbau gefährdet. Um diese Entwicklung aufzuhalten, setzt der WWF darauf, der Bevölkerung Verantwortung für ihre Naturschätze zu übertragen. Zudem engagieren wir uns für den Schutz von Meeres- und Waldgebieten.
Das Ziel des WWF ist es, die einzigartige natürliche Vielfalt auf Madagaskar zu erhalten. Eine wichtige Rolle spielt dabei die lokale Bevölkerung. Nur wenn die Armut reduziert wird, hört der Raubbau an der Natur auf. Unsere Projekte unterstützen die selbständige Verwaltung von Gemeindeschutzgebieten. Im Norden Madagaskars gibt der WWF Wissen zum Schutzgebietsmanagement weiter. Die örtlichen Bauern lernen umweltfreundliche und effiziente Landwirtschaftstechniken und erhalten verbesserten Marktzugang, was zu höherem Einkommen führt. Wir arbeiten ausserdem am Aufbau alternativer Einkommens- und Nahrungsquellen, so zum Beispiel die Fischzucht.
Der WWF setzt sich auf Madagaskar auch dafür ein, dass Wald- und Küstengebiete geschützt, verlorene Waldflächen aufgeforstet und degenerierte Wälder aufgewertet werden. Wir arbeiten mit der Regierung, der Bevölkerung und dem Privatsektor zusammen, um die marinen Ökosysteme nachhaltig zu nutzen. Und schliesslich engagieren wir uns für die Förderung erneuerbarer Energien und nachhaltiger Forstwirtschaft.
WWF-Projekte in Madagaskar
Im Zentrum der WWF Arbeit in Madagaskar steht der Schutz der Wälder, Meere und endemischer Arten. Wir sind seit vielen Jahren in der Region aktiv und setzen uns in Projekten für das Erreichen dieser Ziele ein.
Was Sie tun können
Um Madagaskars Artenvielfalt zu erhalten, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Helfen Sie, indem Sie für den Regenwald spenden. Sie können auch mit Ihrem persönlichen Handeln zum Schutze der Meeresgebiete vor Madagaskar beitragen: Geniessen Sie Fisch als besondere Mahlzeit und kaufen Sie nur Fischarten, die in unserem Ratgeber empfohlen werden.