Gebäudesanierung und Heizsysteme
Die Gebäude in der Schweiz verschlingen mehr Energie als nötig und belasten unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Die gute Nachricht: Man kann Verschmutzung und Verschwendung mit einfachen Massnahmen reduzieren. Allerdings muss der Staat diese aktiv fördern. Deshalb nimmt der WWF besonders die Politik in die Pflicht.
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Automobilverkehr, Coronavirus, Energieeffizienz, Flugverkehr, Klima & Energie, Politik, Schweiz, Solarenergie, Suffizienz, Treibhauseffekt, Windkraft, Wirtschaft & Märkte, ÖkostromSie sind Mieter und können nicht selbst über die Heizung im Keller entscheiden?
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Ob nach einem erholsamen Tag im Freien oder nach einem anstrengenden Arbeitstag – die eigenen vier Wände sind Dreh- und Angelpunkt des täglichen Lebens. Doch unser Zuhause hat seinen Preis: Das merkt nicht nur unser Portemonnaie, sondern auch das Klima. Heizsysteme sind für grosse Mengen an CO2 verantwortlich und erhitzen das Klima direkt. Noch schwerer wiegt aber der enorme Energieverschleiss unserer Gebäude: Sie sind für rund 40 Prozent des schweizerischen Energieverbrauchs verantwortlich.
Immer noch 40 Prozent des Energieverbrauchs – obwohl es in den letzten 30 Jahren gelang, die Emissionen von Gebäuden im Schnitt um 28 Prozent zu senken. Der Bund will die CO2-Emissionen von Gebäuden bis 2050 auf null senken. Der WWF Schweiz fordert hier ein schnelleres Tempo: Im Angesicht der Dringlichkeit der Klimakrise und auch unter dem Gesichtspunkt einer sicheren Energieversorgung müssen wir dieses Ziel schon 2035 erreichen.
Ein bedeutendes Hindernis auf diesem Weg ist, dass zu viele Gebäude abgerissen statt saniert werden. Denn die Produktion aller Baumaterialien und der Bausektor verursachen bald gleich viel CO2-Emissionen, wie dank der sinkenden Zahl von Öl- und Gasheizungen zusammen eingespart wird! Insbesondere Bauteile aus Zement und Stahl sind so energie- und CO2-intensiv, dass der CO2-Fussabdruck eines Neubaus über die gesamte Lebensdauer oft höher bleibt als der eines sanierten Altbaus. Wer trotzdem neu baut, sollte Gebäudegrösse und -form sowie die (Recycling-)Baumaterialien bewusst wählen und so viele vorhandene Bauteile wie möglich weiterverwenden.
Isolieren, ersetzen und sanieren – das Rezept für die Zukunft
Um die Emissionen der Gebäude zu senken, braucht es wirksame Massnahmen: Eine gut gedämmte Gebäudehülle und eine klimafreundliche Heizung reduzieren Energiebedarf und Emissionen beachtlich. Als Faustregel gilt hier: Mit einem Energieberater den Ist-Zustand des Gebäudes analysieren (Gebäudeausweis der Kantone, GEAK), auf dieser Basis einen Sanierungsplan erstellen und Öl- oder Gasheizung durch eine klimafreundliche Variante wie eine Wärmepumpe ersetzen. In der Summe können so rund 25 Prozent der CO2-Emissionen der Privathaushalte vermieden werden.
Nicht nur dem Klima erweist man mit sanierten Gebäuden einen grossen Dienst. Besser isolierte Häuser und fossilfreie Heizungen entlasten mittel- und langfristig auch das Budget – und der Wohnkomfort steigt erst noch. Zusätzlich erhöht der Ersatz von Öl- und Gasheizungen die Versorgungssicherheit, weil weniger Erdöl und Erdgas importiert werden muss.
Kann es aus ökologischer Sicht sinnvoll sein, eine Heizung vor Ablauf der Lebensdauer zu ersetzen?
Eine Studie des WWF zeigt, dass ein frühzeitiger Austausch von Öl- und Gasheizungen positiv fürs Klima ist. Denn die Umweltschäden durch den Betrieb einer Öl-, Gas- oder Elektroheizung sind viel grösser als jene durch den Bau, Transport und Installation einer erneuerbaren Heizung.
Der WWF empfiehlt, dass sie die individuelle Situation ihres Hauses mit einem oder einer Energieberater:in prüfen. So finden Sie die wirksamsten Massnahmen. Wichtig: Denken Sie bei den Kosten langfristig. Klimafreundliches Heizen ist oft mit relativ hohen Investitionskosten bei der Anschaffung verbunden. Weil es in vielen Kantonen mittlerweile finanzielle Förderung gibt und der Betrieb einer klimafreundlichen Heizung deutlich günstiger als der Betrieb von Öl- oder Gasheizungen ist, lohnt sich der Umstieg mit jedem Jahr mehr. Mittel- bis langfristig können Sie deshalb Kosten einsparen.
Welche Heizung ist am besten fürs Klima?
Vergleichen Sie die Kosten und die Umweltbelastung der Heizsysteme mit dem WWF-Schnellvergleich: Auf der Grafik unten sehen Sie auf einen Blick, welche Heizsysteme unsere Zukunft sichern und das Portemonnaie schonen.
Hocheffiziente Wärmepumpen, Sonnenkollektoren, und Fernwärme aus umweltschonenden Energiequellen gehören zu den umweltfreundlichsten Heizungen. Idealerweise werden Wärmepumpen mit Photovoltaik-Panels ergänzt, so spart man Strom und Energiekosten. Holzfeuerungen sind dann eine Variante, wenn Wärmepumpen oder Fernwärme aus umweltschonenden Quellen aus technischen Gründen nicht einsetzbar sind und die Holzheizung konsequent mit nachweisbar einheimischen Holzpellets betrieben wird. Das Potenzial für Holz als Wärmelieferant ist in den meisten Regionen der Schweiz allerdings ausgeschöpft und Pellets werden bereits heute teilweise importiert.
Grafik mit typischen Werten für heute gängige Heizungen, jeweils am Beispiel eines üblichen Einfamilienhauses mit einem jährlichen Wärmeenergiebedarf von 14'400 kWh. Eingeschlossen sind alle Kosten und Treibhausgasemissionen über die Lebensdauer.
Wie berechne ich Umweltwirkung und Kosten für meine Liegenschaft?
Wir empfehlen Ihnen dafür den Heizkostenrechner des Bundes auf erneuerbarheizen.ch. Für eine Kurzanalyse genügen drei Angaben zu aktuellem Heizsystem, Wohnkanton und aktuellem Heizenergieverbrauch.
Holen Sie danach für die attraktiven Heizvarianten konkrete Offerten ein und ersetzen Sie die vorgegebenen Werte (Durchschnittszahlen) durch die spezifischen Angaben in den Offerten. Auch die Kosten für Strom oder Öl und Gas sollten Sie nach Bedarf anpassen.
Der WWF fordert:
- Öl- und Gasheizungen sollen nicht mehr eingebaut werden dürfen. Basel-Stadt, Zürich und Glarus haben dies bereits als Standard beschlossen, die restlichen Kantone müssen nun nachziehen, sonst ist der Bund gefordert.
- Das Gebäudeprogramm soll so weiterentwickelt werden, dass die energetische Sanierung von Gebäuden und der (vorzeitige) Ersatz von Öl- und Gasheizungen endlich Fahrt aufnehmen.
- Die Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizenzklasse F und G sollen bis 2030 energetisch saniert werden müssen.
- Baumaterialien wie Zement, Stahl, Glas und Aluminium, die nicht klimaverträglich produziert werden, sollen nur noch in Spezialfällen zulässig sein. Aus Klimaschutzsicht muss nun der energetische Umbau priorisiert werden und der Neubau zur Ausnahme werden. So haben wir fast automatisch wieder genug Fachkräfte für Sanierungen und den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Baumaterialhersteller haben Anreize und Zeit, ihre Produktion umzustellen.
Was Sie sonst noch tun können
Als Hausbesitzer:in können Sie selbst entscheiden, Ihre Liegenschaften zu isolieren und auf klimafreundliches Heizen umsteigen. Sind Sie Mieter:in, rufen Sie Ihre Vermieterin oder Ihren Vermieter dazu auf. Unser Musterbrief hilft Ihnen dabei.
Wenn Sie bereits klimafreundlich wohnen, hilft Ihnen unser Footprint-Rechner herauszufinden, in welchen Bereichen Sie ihren CO2-Ausstoss noch reduzieren können.
Weiterführende Links
www.energiefranken.ch – Energieförderprogramme nach Postleitzahl
www.energieschweiz.ch – Energieberatungsangebote nach Kanton
www.wp-systemmodul.ch – Installateure von zertifizierten Wärmepumpen nach Postleitzahl finden
www.propellets.ch/pelletsexperte – Qualifizierte Fachleute für Pellets nach Postleitzahl finden
www.solarprofis.ch/solarprofisuche – Qualifizierte Fachleute für Solaranlagen nach Postleitzahl finden